344 Großbritlannien. (Jan. 20 — Febr. ö.)
Freilassung gegen Caution verweigert. Die Boers halten darauf
in Doornkop eine allgemeine Volksversammlung ab, zu der sich
6305 Männer, die Mehrheit der männlichen Bevölkerung des Lau-
des, einfinden, welche einstimmig beschließen:
1) Da es sich gezeigt hat, daß Ihrer Majestät oberste Commissäre
für Necht und Gerechtigkeit kaub sind, und daraus klar hervorgeht, daß wir
die uns so schlau geraubte Unabhängigkeit durch Petitionen und Bittgesuche
nie wieder erlangen werden, so ist es unfer entschiedenes und ernstes Ver-
langen, daß der Vicepräsident sich sofort als Staatspräsident gerire und seine
Stellung als solcher einnehme; 2) daß der Präsident unverzüglich den Volks-
raad einberufe, wie es die Grondwet erheischt. 3) Erklären wir hiemit
Hentlicg, daß wir uns niemals der britischrn Regierung unterwersen werden,
und daß wir darauf beharren, aufs feierlichste gegen alle von den englilchen
Behörden veröffentlichten Proclamationen zu protestiren. 4) Wir verlangen
nichts als unsere Unabhängigkeit und erklären aufs feierlichste, daß wir
hiheahte sind, für dieselbe unser Leben zu opfern und unser Blut zu ver-
gi 5) Wir verlangen, daß unsere Regierung so bald als möglich wieder
5 u werde, gemäß der Grondwet der süd-afrikanischen Republik. 6) Es
st, daher unser ergebener, aber ernster Wunsch, daß unser Nationalcomit
oRalde als möglich die nöthigen Schritte für die Wiedererlangung unserer
Unabhängigkeit thue. 7) Sollte jedoch das Comité eine bessere Methode
ennen, so ist es unser ergebener, Ver ernster Wunsch, daß das Comité diese
Methode sofort dem Volke zur Begutachtung unterbreite."“ Der in diesen
Beschlüssen genannte Vicepräsident ist Paul Krüger, welcher vom Volksraad
kurz vor seiner Auflösung in Folge der von den britischen Behörden ausge-
sprochenen Annexion des Landes dazu gewählt worden war.
20. und 21. Januar. Während Parnell selbst eine Rundreise
in den Vereinigten Staaten macht, um die dortigen Iren gegen
England ins Feuer zu bringen, treten seine Anhänger unter den
irischen Parlamentsmitgliedern und Home-Rulern in Dublin zu-
semment
Es haben sich nur 20 irische Parlamentzmitglieder eingefunden. Ein
Beschluß-Antrag: „Mir senden den Ausdruck unserer Sympathie und ver-
sprechen unsere üuterstüung der tapferen Vauernschaft im Wessen, welche
derzeit um den Besitz ihrer Heimmstaiten kämpft; als Verlreter des Volkes
protestiren wir ** daß dieselben vertrieben werden, um zu verhungern,
wegin der Richtbegahlung eines Pachtzinses, der unter einem System festge
stellt wurde, das den Gu tsbesier zum unumschränkten Herrn des Lande
macht und ihm das Recht verleihl, jeden beliebigen Pachtzins breraschbben
ein System, welches der Gerechtigkeit und den wiederholten Protesten des
irischen Volkes — wie sie in feierlicher Weise durch dessen Vertreter im
Parlament abgegeben wurden — zum Trop zur Durchführung kommt“ wird
angenommen, jedoch der Ausdruck „Unterstügung“ in berechtigte (legitimate)
Unterstügung“ gemildert. Ferner wird erklärt, daß die Home-Rule-Partei
unabhängig von Whigs und Tories handeln müsse.
5. Februar. Eröffnung des Parlamentes. Thronrede der
Königin.
Dieselbe enthält nichts besonders Bemerkenswerthes, als daß die Kö-
nigin „Grund zu hoffen hat, daß die Zeit nun nahe ist, wo ein wichtiger
