Full text: Europäischer Geschichtskalender. Einundzwanzigster Jahrgang. 1880. (21)

346 Großbrillaunien. (März 9.) 
wöhnliche Künstlerschaft dadurch bethätigt, daß er von der irischen Not auf 
die Trennungsgelüste der Home-Ruler, von diesen auf einen Angriff gegen die 
Gladstonianer und deren lißachtung der Reichspolitik übergeht, um schließ- 
lich die patriotische Gesinnung des Landes für die auswärtige Politik des 
jetzigen Ministeriums d gewinnen. Widerstand gegen die irischen Trennungs- 
gelüste und Wahrung der Machtstellung Englands in Europa — diese beiden 
Momente sind es, die er ersichtlich seinen Parteigenossen 9E Hauptstichworte 
für den bevorstehenden Wahllampf in den Mund legt. Neben dem Mani- 
feste Beaconsfield's ist noch dasjenige. des bisherigen ns. North- 
cote besonders bemerkenswerth: „Die Finanzpolitik, die das Parlament 
unterslüht hat, ist mit einer Bitterkeit angefochten worden, die leicht zu ver- 
stehen ist, die aber nur auf der unhaltbaren Hypothese gerechtfertigt werden 
kann, daß es die Pflicht eines Finanzministers ist, wenn die Bedürfnisse des 
Staates ihn zwingen, Fürsorge für eine Extraausgabe zu treffen, dieß in der 
drückendsten Weise für die Steuerzahler zu thun, ohne Rücksicht weder auf 
die Natur der Ausgabe noch auf die Umstände des Landes. Ich kann es 
innerhalb der Gränzen dieser Zuschrift nicht wagen, mich mit den außer- 
ordentlichen Verdrehungen finanzieller Facta zu befassen, die von etlichen 
Gegnern der gegenwärtigen Negierung geflissentlich vorgebracht worden sind. 
Ich will mich damit begnügen, hevorzuheben, daß nach einem Zeitraum einer 
fast beispiellosen Handelsstockung und ernster Verluste auf dem Gebiete der 
Landwirthschaft, während dessen wir Ausgaben zur Vertheidigung unserer 
Interessen in drei verschiedenen Welttheilen zu machen hatten, die Stenern 
des Landes geringer sind, als fast in irgendeinem Jahre vor dem Amtsan- 
tritt der gegenwärtigen Degierung. während der wirkliche Betrag der Natio- 
nalschuld sich um 18,000,000 Pfd. St. unter der Summe stellt, die wir 
vorfanden. Der Krimkrieg fügte der Staatsschuld über 40.000,000 Pfd. St. 
zu und legte dem Stenerzahler eine Einkommenstener von 1 Sh. 4 in 
Pfund Sterling neben anderen schweren Abgaben auf die gebenbedürsnisse 
auf. Der Krieg, in den wir Mangels einer entschlossenen Politik wahr= 
scheinlich hineingezogen worden wären, würde lästiger sowohl für den Stener- 
zahler der Gegenwart als für unfere Nachkommen gewesen sein.. Ich hoffe, 
daß die Periode unserer Besorgniß sich ihrem Ende nähert, und daß es in 
der Macht des nächsten Parlaments liegen wird, das Werk socialer und 
häuslicher Reformen (improvements) mit ungetheilter Energie fortzusetzen. 
Sollten die kommenden Wahlen eine Erneuerung des Vertrauens der Nation 
in das gegenwärtige Ministerium zum Ergebniß haben, so wird es unser 
ernstes Besireben sein, uns dieses Vertrauens würdig zu zeigen, indem wir 
dieselbe Toliit befaigen, die ich kurz angedentet habe, die von uns angesichts 
dieses Reiches und der Welt aufrechterhalten worden und über welche ihr 
Urkheil zu fällen 0 Wöhler des Vereinigten Königreiches jeht berufen sind."“ 
Den Wahlmanifesten der Regierung folgen unmittelbar die- 
jenigen der Führer der Opposition, Lord Hartington's, Gladstone's 
und der uie auf dem Fuße nach. 
s Wahlmanifest Hartington weist die von Lord Beacons- 
sield i Beschuldigung zurück, daß die Liberalen die Colonien dem 
Reiche zu entfremden beahsiliiden, betont, daß die Agitation der Home-Ruler 
schädlich und aussichtslos sei, mißbilligt aber die zu scharfe Sprache Bea- 
consfield's hierüber. Beaconsfield behaupte, den Frieden Europas aufrecht 
erhalten zu haben, er habe aber nicht den Orientkrieg abgewendet. Die Re- 
gierung spreche von der Suprematie Englands, habe aber die Suprematie 
zwecklos durch geheime Conventionen aufgegeben. In ihren besonderen 
Zielen habe die Polilik der Regierung Nellax durch die Vergrößerung 
  
 
	        
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