J.
Das deutsche Beich und seine einzelnen Glieder.
1. Januar. (Deutsches Reich.) Da die deutschen Handels-
interessen auf Samoa und den Südsee-Inseln durch den Sturz des
Hauses Godeffroy in Hamburg bedroht erscheinen, so wird die Er-
richtung einer neuen Südsee-Handelsgesellschaft betrieben, welche die
dortigen Besitzungen jenes Hauses übernehmen soll und zwar unter
einer Zinsgarantie des deutschen Reiches. Die Bestimmungen des
Statuts dieser neuen Gründung, dem der Reichskanzler seine Ge-
nehmigung ertheilt, werden veröffentlicht und es soll sofort zur
Zeichnung der Aktien geschritten, der Antrag auf eine Zinsgarantie
Seitens des Reiches aber dem Reichstag in seiner nächsten Session
vorgelegt werden.
— Januar. (Preußen.) Die Regierung fährt fort, die
4 ½ prozentigen Prioritäten der für den Staat neu erworbenen Pri-
vatbahnen zu kündigen. Die Gesammtsumme dieser 4½procentigen
Prioritäten beläuft sich auf 467 Mill. 4: davon sind bis jetzt 116
Mill. gekündigt.
5. Januar. (Baden.) Die Unterhandlungen der Regierung
mit der erzbischöflichen Curie von Freiburg über eine Beilegung des
Culturkampfes, namentlich der Examenfrage, führen endlich durch
gegenseitige Nachgiebigkeit zu einem vorläufigen Ergebniß.
Die Einleitung amtlicher Verhandlungen wurde durch die voraus-
gegangene mündliche Dazwischenkunft eines Professors der Theologie von
Freiburg herbeigeführt. Sie bewies beiden betheiligten Kreisen, daß eine
gewisse Geneigtheit zur Verhandlung, zunächst über die Examenfrage, bestand.
So traten dann an Stelle dieses mündlichen und außeramtlichen Meinungs-
austausches die eigentlichen amtlichen Correspondenzen zwischen dem Mini-
sterium des Innern und der erzbischöflichen Curie. Diese Verhandlungen
währten vom Ende Juli v. Js. bis zum 5. Jannar d. Is. Das wichtigste
Aktenstück ist die Schlußerklärung der Curie von diesem Tage, welche die
ofsizielle „Karlsruher Zeitung“ als „Anrufung der Großmuth der groß-
R