Full text: Europäischer Geschichtskalender. Einundzwanzigster Jahrgang. 1880. (21)

Franbreich. (März 15—20.) 377 
hoben wird, ohne daß die Prüsungskosten erhöht werden; es ist dieß ein 
Geschenk von mehr als einer Million jährlich, welches Frankreich den Zög-= 
lingen seiner hohen Schulen macht; 3) besondere Curse können fortan auf 
eine einfache Erklärung hin mit derselben Leichtigkeit eröffnet werden als 
wären es ganze Universitäten; 4) die von Privatpersonen oder von Vereinen 
gegründeten ünterrichtsaustallen dürfen den Namen freie Facultät führen, 
aber nicht mehr den Namen Universitäten. In allen diesen Puncten hatte 
das Ministerium die von der Commission des Senats oder vielmehr von 
Herrn Jules Simon vorgeschlagene Fassung ausdrücklich angenommen oder 
sie ohne Widerspruch annehmen lassen. 
15. März. Senat: Zweite Lefung des Gesetzes Ferry über 
das höhere Unterrichtswesen. Der Art. 7 desselben wird wiederum 
und zwar mit 149 gegen 132 Stimmen verworfen. Der Minister= 
präsident Freycinet gibl hierauf die kurze, aber inhaltschwere Er- 
klärung ab: „Es gibt jetzt keine andere Lösung mehr als die An- 
wendung der Gesetze“ d. h. Vertreibung der Jesuiten und der ge- 
setzlich nicht anerkannten Congregationen. 
16. März. Kammer: Der Präsident Gambetta theilt den 
von den Präsidenten der Gruppen der Linken untergeichneten Antrag 
auf Stellung einer Interpellation mit. Es wird die sofortige Dis- 
cussion beschlossen. Devos, Präsident der Linken, sagt: Wir glauben 
dem Gefühle des Landes zu entsprechen, wenn wir die Regierung 
fragen, welche Entschlüsse sie in Bezug auf die nicht autorisirten 
Congregationen zu fassen gedenkt. Ich ersuche die Regierung, ihre 
gestrige Erklärung zu wiederholen und zwar klar und bestimmt, ge- 
eignet, das Land zu beruhigen. Conseilspräfident Freycinet erklärt, 
wie gestern im Senat, daß die Regierung die bezüglich der Con- 
gregationen bestehenden Gesetze unter ihrer Verantwortlichkeit zur 
Amwendung bringen werde und sich der davon berührten mannig- 
fachen Interessen wohl bewußt sei. Die Regierung wolle ihre völlige 
Actionsfreiheit gewahrt sehen; sie sei stets bereits, von ihren Hand- 
lungen Rechenschaft abzulegen. Er bitte die Kammer, die Regierung 
durch einen Ausdruck ihres vollen Vertrauens zu stärken. Die von 
Devos vorgeschlagene Tagesordnung sagt: „Die Kammer vertraut 
der Regierung; sie rechnet auf deren Festigkeit in Anwendung der 
Gesetze über die nicht autorisirten Congregationen und geht zur 
Tagesordnung über.“ Die von der Rechten beantragte einfache 
Tagesordnung wird mit 372 gegen 98 Stimmen abgelehnt, die 
motivirte Tagesordnung von Devos mit 338 gegen 147 Stimmen 
angenommen. Das Gesetz über den höheren Unterricht wird übri- 
gens mit den Modificationen des Senats angenommen. 
20. März. Kammer: genehmigt das von der Regierung vor-
	        
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