Full text: Europäischer Geschichtskalender. Einundzwanzigster Jahrgang. 1880. (21)

Die päpstliche Eurie. 
20. Februar. Der Papst macht der italienischen Regierung 
die officielle Anzeige, daß er die italienischen Bischöfe, die er im 
nächsten Consistorium zu ernennen gedenke, beauftragen werde, sich 
das Exequetur in der vorgeschriebenen Weise zu verschaffen und sich 
soweit also den Gesetzen des Staats unterzuordnen. 
26. Februar. Der Paypst erklärt in einem Schreiben an den 
abgesetz.-— Bischof von Köln, daß er die Anzeige kirchlicher Er- 
nennungen an die Staatsbehörden in Preußen, der Ursprung und 
die Grundlage des Kirchenconflicts mit demselben, allenfalls dulden 
könne (tolerari possec). Der Papst bietet den kleinen Finger in der 
Erwartung, daß Preußen sogleich die ganze Hand darreichen werde. 
Da das nicht der Fall ist, so zieht der Papst alsbald auch sein 
übrigens nur halbes Zugeständniß wieder zurück. 
20. Mai. Die Unterhandlungen mit Deutschland resp. Preußen 
sind vollständig ins Stocken gerathen. Fürst Bismarck publicirt eine 
Reihe von diplomatischen Depeschen darüber und die preußische Re- 
gierung will nun die Verhältnisse zur katholischen Kirche mit ihrem 
Landtage ganz selbständig ordnen. Der erste Versuch scheitert indeß 
wesentlich (s. Deutschland). 
24. Mai. Der Papst hält die Fiction, daß er Gefangener 
in Rom fei, seit er nicht mehr der Sonverän desselben ist, aufrecht 
und verzichtet daher trotz des dringenden Nathes der Aerzte auf eine 
Luftveränderung. Andere meinen, er sei wohl ein Gefangener, aber 
der Gefangene der meist noch von Pio IX. und in seinem Sinne 
ernannten Cardinäle. 
— Juni. Bruch mit Belgien. Die belgische Regierung hebt 
am 5. ds. Mts. die belgische Gesandtschaft beim Vatican auf und er- 
Schulthess, Europ. Geschichtskalender. XXI. Vd.
	        
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