Die ollomannische Pforle. (Febr. 29— März 11.) 477
Commission würde ihre Entscheidungen nach Stimmenmehrheit tref-
fen und der Türkei und Griechenland ihre Beschlüsse bezüglich der
neuen Grenzlinie durch eine Collectivnote der Mächte mittheilen.
Der griechische Gesandte constatirt amtlich, daß seine Regierung die
Unterhandlungsbasis der letzten Note Sawas Paschas als im Wider-
spruch mit dem 13. Protokoll für unannehmbar halte und die
Wiederaufnahme der Verhandlungen ablehne.
29. Februar. Der russische Oberst Kumerau wird auf einem
Spazierritt in Konstantinopel ermordet. Der Thäter wird ergriffen
und von einem Kriegsgericht zum Tode verurtheilt. Der Sultan
nimmt sich jedoch feiner an und er wird schließlich trotz aller Be-
mühungen Rußlands und der Mächte für irrsinnig erklärt.
Im Jildizköschk zittert man vor den bosnischen Prätorianern, welche
laut ihre Verpflichtung zur Blutrache im Fall einer Hinrichtung procla-
miren und mit einem Angriff auf die Gjauren drohen. Die Beherrschung
des Palais durch die ktscherkessischen, albanesischen und bosnischen Leibwächter
beginnt somit ihre Früchte zu tragen. Die Pforte muß ruhig zusehen, wenn
die Stammesgenossen der kaiserlichen Schwiegerväter und Le Uiahter in den
Provinzen plündern — und auf die Gefahr eines enropäischen Conflicts hin
sich vor den Drohungen einer Hand voll Bosniaken beugen.
10. März. Durch ein Deeret der Regierung werden die ge-
sammten noch existirenden sog. Metallmünzen demonetisirt und außer
Curs gesetzt. In Aleppo und Smyrna brechen deßhalb Unruhen
aus.
Dieses minderwerthige Geld, zu welchem Sultan Mahmud nach dem
Kriege von 1828/29 griff, um seinen leeren Schatz zu füllen, wurde in den
Jahren 1830—1845 geprägt. Von den in Umlauf gesehzten 496 Millionen
Piastern dürstem, noch rund 377 Millionen circuliren. Diese Maßnahme
soll von der Regierung auf Antrieb der Bankiers in Galata verfügt worden
sein, welche, nachdem sie die Administration der sechs indirecten Steuern
übernommen, zu große Verluste zu erleiden fürchten, wenn sie die Zahlung
der Stenern in Metallmünzen zulassen. Dieß rechtfertigt die unbillige Re-
gierungsmaßregel nicht. Die Regierung erklärt den Metallmüngenbesihern,
daß sie die Hälfte in Gold und die Feaite in Schatzanweisungen gleich den
früheren türkischen Rententiteln erhallen würden. Ein olchet Bon wird
aber in der That nur ein werthloser Fetzen Papier sein. Der Finanz=
minister behält sich andererseits vor, seine Schulden mit diesem selben Gelde
zu bezahlen, das er soeben um 50 Procent devalvirt hat. Diese letzte Un-
gerechtigkeit setzt allen in den lehten Jahren verfügten finanziellen Maß-
nahmen der Regierung die Krone auf.
11. März. Die mit der Feststellung des Betrags der der
russischen Regierung schuldigen Entschädigung für den Unterhalt der
türkischen Kriegsgefangenen im letzten Balkan-Feldzuge beschäftigte
Commission hat in Petersburg ihre Arbeiten zum Abschlusse ge-
bracht. Der Bericht fixirt den von der Türkei zu zahlenden Betrag