512 Tegypien. (Juli 9— Dec. 29.)
9. Juli. Ein dem englischen Parlament vorgelegtes Blau-
buch behandelt ausschließlich Aegypten.
Dasselbe enthält Berichte britischer Consuln in Aegypien über die
Lage des Landes. Hr. Malet, der britische Agent und Generalconsul, be-
merkt, daß diese Berichte auf seine Aufforderung hin erfolgt seien, da es
ihm darum zu thun gewesen, in Erfahrung zu bringen, inwiefern die Jahl=
reichen von der Regierung eingeführten Veränderungen, sich bewährten, und
ob den allgemeinen Gerüchten über deren Erfolg Glauben beigemessen werden
könne. „Tie Antwort“, fügt Herr Malet hinzu, „ist außerordentlich befrie-
digend; sie berechtigt zu der Hoffnung, daß die Lage des Fellah endlich einem
permanenten Wechsel zum Besseren entgegengeht und die Mißregierung und
Unterdrückung, denen er seit Jahrhunderten ausgeseht war, allen Ernstes
aufgehört haben.“ Die Anwendung der Peitschenstrafe bei der Eintreibung
der Taxen sei vollständig abgeschafft worden, und wenn andrerseits die Ver-
ordnungen bezüglich der Zwangsarbeit noch kein durchweg befriedigendes
Resultat gehabt haben, so sei dieß dem Umstande zuzuschreiben, daß es bis
jeht %% nicht möglich gewesen, deren allgemeine Durchführung zu sichern.
8. Juli. Der Virekönig genehmigt alle Beschlüsse der inter-
vollonile Liquidationscommission und ordnet deren Ausführung an.
— November. Eine internationale Gerichtsreform-Commission
hat ihre Arbeiten begonnen und setzt zunächst eine Subcommission
ein. Die ägyptische Regierung legt derselben ihre Vorschläge vor.
23. December. Die Subcommission der internationalen Ge-
richtsreform-Commission beendet ihre Berathungen; einige Anträge
der Regierung sind abgeändert, die Einsehung eines Oberrevisions=
hofes abgelehnt worden.
Inzwischen hat die ägyptische Regierung bei den Richtern der inter-
nationalen Tribunale angefragt, ob sie geneigt seien, über die ursprüngliche
fünfjährige Probezeit, welche die Mächte den internationalen Tribunalen
gewährten, hinaus ihre Stellungen beizubehalten. Die Mehrzahl der Nichter
wird bleiben; nur drei haben ihre Absicht kundgegeben, am 1. Februar
zurückzutreten. Unter letzteren befindet sich Dr. Lapenna, der Präsident des
Appellhofes.“
29. December. Der Chedive unterzeichnet ein Decret, wodurch
das Einnahmebudget für 1881 auf 8,419,000 ägyptische Pfund und
das Ausgabebudget aus 8,308,000 ägyptische Pfund festgestellt wird,
was einen Ueberschuß von 111,000 ägyptische Pfund ergibt. Das
Decret ist von einem Schreiben des Präsidenten des Ministerraths
an den Chedive begleitet, welches constatirt, daß die Voranschläge
der Einnahmen äußerst mäßig gehalten und auf die in einem nor-
malen Jahre zu erwartenden Einkünfte basirt sind.