Full text: Europäischer Geschichtskalender. Einundzwanzigster Jahrgang. 1880. (21)

526 Vereinigie Slaalen von Nordamerika. (Dec. 4.) 
jahres sind auf 333, die Ansgaben auf 267 Millionen Dollars veranschlag 
Die Gelegenheit war günstig, den Ueberschuß zur Convertirung der fälligen 
fünf- und sechsprocentigen Obligarionen zu verwenden. Der Präsident er- 
wähnt auch die Ausprägung der Silberdollars, wovon über 37 Millionen 
im Umlaufe sind, empfiehlt die Abschaffung der Dollars von 412 Grains 
und die Prägung von Silberdollars im äquivalenten Werthe mit den Gold- 
dollars. Präsident Hayes rühmt weiter die großen militärischen Verdienste 
des Generals Grant und schlagt dessen Ernennung zum Generalcapitän der 
Armee vor. — Ter Jahresbericht des Finanzministers Sher- 
man empfiehlt die Emission von 400 Millionen Dollars 4procentiger Zehn- 
Dollars-Schatzuoten behufs Convertirung der Staatsschulden und sucht zu 
dem nämlichen Zweck um die Ermächtigung nach zum Verkauf von 400 
Millionen Dollars Vonds von einem nicht höheren Zinsfuß als 3,05 Proc., 
beanstandet die Zurückziehung der ausstehenden Greenbacks, empfiehlt die 
Suspendirung der Prägung von Silberdollars oder die Erhöhung des Ge- 
wichts derselben und befürwortet schließlich die Revision des Tarifs ohne 
Veränderung des allgemeinen Princips. 
Die Finanglage des Landes ist in der That fast eine wunderbare. 
Als der Krieg im Jahre 1865 beendet war, betrug die Schuld der Ver- 
einigten Staaten in runden Bahlen an 11 p600 000,000 /, wovon 10 Mil- 
liarden zinsentragend waren. Die Zinsen machten jährlich 600,000, O00 A, 
da der größte Theil der Schuld 6procentig war, und zwar zahlbar in Gold. 
Heute, nach nur 15 Jahren, beträgt die Staatsschuld an 8,600 Millionen 
(abzüglich des in dem Schahamte befindlichen Goldes), und von dieser Schuld 
werden nur 6,800 Millionen verzinst, welche, nachdem die Staatsschuld 
heute größten Theils in 4 und 4½ procentiger Nente convertirt ist, eine 
Zinsenlast von 370 Millionen —¾ erfordern. Also in 15 Jahren eine Ver- 
minderung des schuldigen Capitals von 11, 600 auf 6,800 Millionen und 
der hiefür nöthigen Zinsen von 600 auf 320 Millionen, also eine Ver- 
minderung des Capitals der Schuld um ein Drittel, der Verzinsung aber 
sant. um die Hälsle. Im Verlaufe der nächsten zwölf Monate sollen an 
0 Millionen noch ausstehende Gprocentige und 5procentige Bonds, die 
7 werden, in 3½procentige convertirt werden. Dadurch würde sich die 
Verziufung. ber Schuld noch weiter um ein Fünftel vermindern und von 
circa 313,180,000 auf etwas über 240,000,000 -4 fallen. Diese Ziffern 
lesen sich gerade wie in einem Märchenbuche. Ein Staat, der in sccnlehn 
Jahren von dem Capitale der Schuld 3,000,000,000 zurückbezahlt und 
die Zinsen von 600 Millionen auf 252 Millionen vermindert, ein Staat, 
der überdies in diesen 15 Jahren seine Bevölkerung von 34 auf 48 Millionen 
vermehrt, dessen Neichthum ebenfalls während dieser Periode in demselben 
Verhältnisse zugenommen hat, so daß die vergröherte und reicher gewordene 
Bevölkerung die verminderte Verzinsung der Staatsschuld noch viel weniger 
spürt, ein solcher Staat muß wohl! das Stannen, die Bewunderung und den 
Neid der alten Welt erregen. Diese Verminderung der Staatsschuld der 
Union hat auf die europäischen Werthe erster Classe den Einfluß, daß die- 
selben im Preise steigen müssen, da Investitoren, welche ganz sichere An- 
lagen suchen, in ihrer Auswahl beschränkter werden. Eine andere ganz un- 
erwartete Wirkung wird für die Vereiniglen Staaten darin bestehen, daß, 
wenn sie mit dieser Verringerung der Staatsschuld in gleichem Maße fort- 
fahren, Deeselbel in ungefähr zehn bis zwol Jahren gänzlich getilgt sein 
wird. Dann aber verschwindet auch sogar d g Nolhwendigkeit des „Tarifes 
für Revenne allein“ und nicht blos für Schutollwenh da die anderen 
Einnahmen der Vereinigten Staaten hinreichen würden, um die Ausgaben 
der Union zu decken. Heute bringt der Zolltarif circa 800 Millionen 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.