Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Mitte März.) 91
über 4 Proc. Reinertrag ergaben. Da nun das vom Staate auf die Eisen-
bahnen verwandte Capital aurchschnittlich mit 4 Proc. (und jagar noch etwas
hbher) verginst wird, so sind von 31 Bahnen nur 8 sog. „Ueb Seschupbahnen= ,
23 dagegen „Zuschuhbahnen“. IZlu lehteren gehören, wie leicht begreiflich,
fast sämmtliche kleinere Bahnen, welch mehr aus Rücksichten auf bestimmte
Orte oder Landschaften als auf den allgemeinen Verkehr vom Staate ent-
weder gebaut oder angekauft worden sind. Ueberschüsse gaben die großen
Verkehrslinien: Leipzig-Dresden, Leipzig= und Chemnib-Hof, Dresden-Görliy,
Dresden- Bodenbach und ein paar kleinere. Jene Zuschußbah peeen benöthigten
schon 1874 einen Staatszuschuß von 3,370,943 4 (oder anders ausgedrückt,
verzinsten ihr Capikal um so viel niedriger als zu 4 Proc.); 1870 hatte sich
dieses Bedürfniß mehr als verdoppelt, sie brauchten 7,452,701 4 Dagegen
hatte der Ueberschuß der anderen Bahnen sich von 6.900, 724.4 in 1874
vermindert auf 8.009,394 4 in 1877. Die Staatskasse hatte also schon
1877 gegen 1874 einen Mehrausfall bei den Eisenbahnen von nahezu
5,000,000 Seitdem ist es nicht besser geworden. Der Georgische Be-
richt wirst die Frage auf, ob dies sich allmählich wieder ausgleichen werde,
Von einer Mehreinnahme der Nebenbahnen erwartet er nicht viel; der Hoff-
nung auf eine solche Vermehrung der Ertränist der Hauptbahnen, daß da-
dund jene überkragen würden, stehe aber der Umstand entgegen, daß gerade
diese Hauptbahnen Sachsens zum Theil von Parallellinien in den Nachbar-
staaten flankirt und um einen Theil ihres Verkehrs gebracht werden. Das
sind allerdings wenig erfreuliche Aussichten für die sächsischen Steuerzahler.
Einen Fehler hat man wohl begangen, der aber mehr den Kammern als
der Regierung zur Last fällt: man hat auch auf den zum Theil wenig ver-
kehrreichen und daher auch wenig rentablen Nebenstrecken zu viel (bisher
ausschließlich) Hauptbahnen gebaut, statt schon längst für solche Linien zu
dem System der Secundärbahnen überzugehen, wie man nun endlich an-
fangen zu wollen scheint.
In Bayern bestätigt dasselbe Resultat die eben ausgegebene Be-
triebsnachweisung der Generaldirection der kgl. Verkehrsanstalten pro 1878:
Die Verzinsung des Eisenbahn-Anlagecapitals auf Grund des Reinertrages
serägt 3,54 Proc. gehen 1877 zu 3,98 Proc. Beim Telegraphen verzinste
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ich das Anlagecapita mit 0,55 gegen 1877 zu 1,84 Proc. Gegen den
Budgetanschlag wurden im Ganzen 3,215,049 “4 weniger vereinnahmt.
— März. (Elsaß-Lothringen.) Der Statthalter v. Man-
teuffel ertheilt dem Bischof von Straßburg die Erlaubniß zur
Wiedereröffnung des Knabenseminars zu Zillisheim und genehmigt
den vom Bischof vorgeschlagenen Leiter desselben. Ueber die Be-
dingungen, welche der Statthalter an die Erlaubniß geknüpft, ver-
lautet nichts Näheres.
Die Angelegenheit macht daher großes Auffehen, zumal nachdem Pro-
fessor Dr. Laband noch unlängst von der Regierung von Elsaß-Lothringen
beauftragt worden war, ein Rechtsgutachten über die von Staatswegen ge-
schlossenen katholischen sog. kleinen Seminarien abzufassen, und darin nach-
gewiesen hatte, aß der Staat auf Grund der bestehenden Gesetzgebung be-
rechtigt und verpflichtet sei, jene seiner Lberausict sich entziehenden Julinte
zu schließen; vechdem noch Staatssecretär Pr unlängst im Landesaus-
schuß erkläri hatte, daß die Regierung auf dem Standpunkte des Gesetzes
stehe, das sie wahrzunehmen habe und zu dessen Ausführung sie verpflichtet
sei. Die sog. Knaben= oder kleinen Selhinarg, d. h. die für die gymnasiale