Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

Die österreichisch. Ungarische Monarchie. (Jan. 16.) 253 
ständig genügend zur Verfügung gestellt werden, mit der Vollmacht, sich 
direkt und ohne jede Zwischeninstanz mit dem Brigadekommando in Mostar 
ins Einvernehmen zu setzen, um ein Zujammenwirken der beiderseitigen 
Streitkräfte zu erzielen. Selbst gegen die Crivoscie werde an das Ergreifen 
der Osjensive in der nächstrn Zeit noch nicht gedacht; erst wenn die strenge 
Winterszeit vorüber sei, solle diese konzenlrisch von der Seeseite und von 
der Herzegowina aus unternommen und durchgeführt werden. 
16. Jannar. (Österreich-Ungarn.) Die Zustände in Süd- 
dalmatien und in den okkupierten Provinzen haben sich rasch ver- 
schlimmert: in der Herzegowina ist der längst verbreitete förmliche 
Aufstand ausgebrochen und hat bereits das westliche Bosnien er- 
grissen. Es müssen bedeutend stärkere Truppenmassen, als bisher 
in Aussicht genommen waren, dahin geschickt werden. Die in diesen 
Gegenden stehende Militärmacht ist inzwischen auf 35,000 Mann 
gebracht worden und ein Ministerrat unter dem Vorsitz des Kaisers 
beschließt, die Delegationen auf den 28. d. M. Zu einer außer- 
ordentlichen Session, ohne Nemvahlen und gewissermassen als Nach- 
session der letzten ordentlichen Session, nach Wien einzuberufen und 
von ihnen einen erheblichen Kredit zu verlangen. Der öffentlichen 
Meinung wird es aber allmählig klar, daß die Hauptursache des 
plötzlichen Aufstandes in der Herzegowina nicht die Nenitenz gegen 
die Einführung des Wehrgesetzes ist. Diese war nur der letzte 
Tropfen, der die Unzufriedenheit zum Uberfließen brachte. Die 
wirkliche Ursache liegt vielmehr in der kotalen Unfähigkeit der bis- 
herigen bosnischen Landesregierung. 
Der Aufstand der Crivoscie in Süddalmatien reißt eine alte 
Wunde Österreichs auf. Im Jahre 1814, also vor 68 Jahren, wurde der 
Bezirk von Caltaro der österreichischen Monarchie dauernd einverleibt, und 
doch steht dieselbe heute bereits vor dem dritten Aufstande, welchen die un- 
botmäßige Bevölkerung jener Gegend unternommen hat, um den Staats- 
gesehen Trotz zu bieten und für sich eine Ansnahmsstellung zu erzwingen. 
Das erstemal war es im Jahre 1849, daß infolge der italienischen Propa- 
ganda die Seestädte sich erhoben. Anfänglich handelte es sich darum, gegen 
die Einführung einer regelmäßigen Bestenerung Widerstand zu leisten, bald 
jedoch wurde die stark mit italienischen Elementen versetzte Bevölkerung der 
Küste von Unabhängigkeits-Belleitäten ergriffen, während die eigentlichen 
Gebirgs ebewohner sich dieser Erhebung gegenüber ziemlich c0icholttig. ver- 
hielten. Der Aufstand wurde auch infolge dessen. im Jahre 1850 durch den 
damaligen Obersten Mamula unterdrückt. Als im Jahre 1s das bereits 
in der ganzen Monarchie geltende Wehrgesetz auch in Süddalmatien mit der 
Modifikation eingeführt werden jollte, daß die Wehrpflichtigen nur den Land- 
wehrdienst zu leisten hätten, da erinnerten sich die Bewohner der Bocca eines 
Zugesländnisses, welches ÖSsterreich ihnen gelegentlich der ersten Einverleibung 
im Jahre 1797 gemacht hatte und demmmjolge sie nur zum Seedienst be- 
stimmt und von jeder Heerespflicht befreit sein gollten. um sich der Ein- 
führung des Landwehrdienstes zu widersetzen. Der Aufstand vom Jahre
	        
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