266 Die fsterreichisch- Angarische Monarchie. (Febr. 20—24.)
Gebirgsgeschütze, die Munitionskarren und die Lebensmittel besondere
Schwierigkeiten machte. Doch ist es bis jetzt noch nicht zu entschei-
denden Aktionen gekommen und wird es auch nicht sobald dazu
kommen.
Inzwischen sleigen die Aufständischen nach wie vor von den mon-
tenegrinischen Bergen herunter, überfallen Wagenzüge und lleine Truppen-
abteilungen und ziehen sich über die Grenze zurück, sobald sie ins Gedränge
kommen. Trotzdem hat die Zontenegrinische Regierung die Stirn, in einer
Bekanntmachung vom 12. Februar strenge Neutralität zu verheißen, — so
lange O slerreich die internndkonalen Grunprinzipien freundnachbarlich achten
werde. Da jedoch, jährt die amtliche Kundgebung fort, die „rohe Solda-
teska“ viel unverschuldetes Elend über die Ausständischen bringen dürfle, so
werde die Regierung für diese Brüder der Montenegriner Sorge tragen.
Die Presse ist darüber empörk: „So weit hat es also die österreichische Po-
litik glücklich gebracht, daß sie so etwas von dem Zaunkönige hinnehmen
muß, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.“
20. Februar. (Ungarn.) Unterhaus: genehmigt das Sperr-
gesetz zur Zolltarifvorlage fast ohne Debatte mit übergroßer Majo-
rität bloß gegen die äußerste Linke. Es ergibt sich daraus, daß die
Regierung auch bez. der Zolltarifsvorlage keinen nennenswerten
Schwierigkeiten von Seite des ungarischen Parlaments begegnen
wird.
Der Abg. Hermann (von der äußersten Linken) interpelliert
die Regierung über den deutschen Schulverein, dessen Agitations-
mittelpunkt Verlin sei und der in numeriert erscheinenden Flug-
blättern offen gegen die ungarische Nation aufreize und mit den
Sachsen Siebenbürgens durch Emissäre Verbindungen unterhalte.
Der Ministerpräsident Tisza beantwortet die Interpellation in fehr
gemäßigter und beschwichtigender Weise, wobei er die nach ihm aller-
dings nur von einzelnen Chauvinisten inscenierte nationale Ver-
hetzung energisch verurteilt. Inzwischen fährt ein guter Teil der
magyarischen Presse in der begonnenen Deutschenhetze fort und selbst
das bedeutendste ungarische Blatt, der „Pester Lloyd“, der doch selbst
in deutscher Sprache erscheint, schließt sich beg. des deutschen Schul-
vereins und der in Deutschland ausgebrochenen Bewegung den Blät-
tern der äußersten Linken an.
Ein mehr oder weniger gewaltsames Vorgehen der Magyaren, wie
es die Ultras verlangen, ist um so weniger gerechtfertigt, als die Magyaren
nach der neuesten Volkszählung auf eine Gesamtbevölkerung Ungarns von
13,728.622 Seelen (ohne Fiume und ohne Kroatien mit Slavonien und
der Militärgrenh) nur 44,, Progent zählen, in Wahrheit aber wohl kaum
40 Prozent. Die deutsche Bevölkerung Ungarns zählt über 2½ Millionen,
also über 20 Prozent der Gesamtbevölkerung.
24. Februar. (OÖsterreich.) Reichsrat: genehmigt das Sperr-