Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

Die öhterreichisch-Ungarische Monarchit. (Febr. 25 — Auf. März) 267 
gesetz zu der Zolltarif-Vorlage seinerseits nur mit 151 gegen 144 
Stimmen nach einer überaus lebhaften Debatte, in der die deutsch- 
liberale Opposition namentlich die sofortige exorbitante Erhöhung 
des Kaffeczolls um 60 Prozent als unbillig an sich und als prä- 
judizierlich für die Zolltarif-Vorlage bekämpft, so daß sich die De- 
batte schließlich zu einem Kampf für und gegen den Kaffeegoll ge- 
staltet. 
25. Februar. (Ssterreich.) Reichsrat: In der fortgesetzten 
Veratung des Budgets bewilligt die Majorilät der Rechten der Re- 
gierung den von ihr geforderten Dispositionsfonds; die Linke ver- 
weigert ihn. 
25. Februar. (Ungarn.) Unterhaus: genehmigt den Kredit 
für die Niederwerfung des Aufslandes in Süddalmatien und den 
okkupierten Provingen nach den Veschlüssen der letzten außerordent- 
lichen Delegationssession mit 232 gegen 80 Stimmen. 
28. Februar. (Österreich.) Herrenhaus: genehmigt das 
Sperrgesetz mit 54 gegen 41 Stimmen. 
Anfang Märzg. (Ssterreich.) Erst jetzt liegen die Resultate 
der Volkszählung vom 31. Dezember 1880 vollständig vor. Die- 
felben sind bezüglich der Nationalität auch politisch von großer Be- 
deutung. 
Danach ergibt sich für die einzelnen Nationalitäten nachfolgendes 
Resultat, welches wir zugleich mit dem Siande der Dinge von 1809 zu- 
sammenstellen: Es gibt in Gisleithanien bei einer Bevölkerung von 21,794,231 
mit deutscher Umgangssprache 8.008,864 (gegen 7,108,000 im Jahre 1869), 
mit böhmischer, mährischer und flovakischer 5,180,908 (gegen 4,718,800), 
mit polnischer 3,238,534 (gegen 2,443.500), mit ruthenischer 2,792.607 
(gegen 2,.584 ,600 . mit flovenischer 1,140,304 (gegen 1.196,200), mit ser- 
bisch= troatischer 5#3,615 (gegen 522,100), mit ilalienischer 668,653 (gegen 
587 40000 Numänien 190,799 (gegen 207,900) und Magyaren 9887 (gegen 
17,70#/ Das Progent verhältnis der Nationalitäten stellt sich also- 
12 tns. Deutsche 36.75 Prozent; Czechen 23.77; Polen 14.86; 
RNuthenen 12.81; Slovenen 5.23; Serbo-Kroalen 2.58; Jtaliener 3.07; 
Rumänen 0.88; Magyaren 0.05. Sehr merkwürdig nun siellen sich die Ne- 
sultate in den Provinzen, und zwar zeigt sich fast überall an den Sprach- 
grenzen ein starker Rückgang des Deutschtums. Beginnen wir mit Böhmen. 
Hier haben die Deutschen gegen 1869 um 0.44 Prozent der Bevölkerungs- 
quote verloren; sie zählen jebt 2.054,174 gegenüber 3,470,252 Czechen. In 
nicht weniger als 41 Bezirken und in der Stadt Prag haben sie verhältnis- 
mähig verloren, und nur in sechs Bezirken ein kleines übergewicht erlangt. 
Das Auwachsen der Csechen in manchen Bezirken ist rapid: in Mies haben 
sie von 3.3 Prozent auf 12.06 Prozent, in Saaz von 0.69 auf 8.01 Prozent, 
in Teplitz von 0.60 auf 8.01 Prozent zugenommen; in Reichenberg machen 
sie jetzt schon 9.18 Prozent der Bevölkerung aus. Im Bezirke Chrudim 
haben sie die Deutschen ganz verdrängt, indem sie von 73.49 aus 99.88 Proz.
	        
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