270 Die Osterreichisch-Angorische Monarchie. (März 15.)
bestehenden Regnikolardeputation auf, welche mit einer gleichen De-
putation des ungarischen Reichskags und Vertretern Fiume's die
Negelung der Fiumaner Frage beraten und zur legislativen Be-
handlung vorbereiten soll.
15. März. (OÖsterreich-Ungarn.) Graf Wolkenstein, guletzt
Sektionschef im Ministerium des Auswärtigen für das handels-
politische Departement, wird zum Botschafter in St. Petersburg
ernannt. Derselbe gilt für einen Vertreter der Ansicht, daß an der
Möglichkeit eines dauernden Zusammengehens mit Rußland unter
keinen Umständen zu zweifeln sei, und ist daher Rußland sehr genehm.
15. März. (Ssterreich.) Neichsrat: genehmigt die Gesetz-
entwürfe für Bedeckung des Defigits von 1882 und für den Kredit
behufs Niederschlagung des Aufstandes.
Mitte Märg. (Ungarn.) Im Gegensatz zu den deutschen
Sachsen Siebenbürgens ist unter den Deutschen Südungarns eine
Bewegung gegen den deutschen Schulverein im Zuge, die von der
Regierung selbstversländlich unterstützt wird. In Folge eines Auf-
rufs der deutschen in Pancsowa erscheinenden „Vanater Post“ finden
in Temeswar u. a. O. Versammlungen der Deutschen Südungarns
statt, welche sich gegen die Bestrebungen des deutschen Schulvereins
und für die angeblich ganz freiwillige Magyarisierung der Deutschen
Ungarns aussprechen.
So ganz freiwillig scheint diese Magyarisierung aber doch nicht zu
sein. Seit Jahren unterhält nämlich die ungarische Negierung fast in jeder
Stadt Süd-Ungarns, wo es eine gemischte serbisch-deutsche Bevölkerung gibt,
ein deutsches Blättchen, das, im magyarischen Geiste redigiert, die Aufgabe
hat, einerseits die Dentschen zum Magharentum zu bekehren, andrerseits die-
selben gegen die Serben zu hehen. Solche deutsche Vlätichen bestehen seit
Jahren in Pancsowa, 2 Weißkirchen, Werschitz, Temeswar, Groß-Kikinda u. s. f.
Nur ein einziges deulsches Blalt in Süd-Ungarn, die in Neusah erscheinende
„Bacs-Bodroger Presse“, hat sich in neuester Zeit von der magyarischen Rich-
n emanzipiert und wird jetzt im Geiste des Siebenbürger deutschen „Tage-
blattes“ redigiert. In Folge der jüngsten Vorgänge nun erhielten alle diese
deulichen Blätichen Sid- Ungarns das Kommando von Pest aus: für die
angebliche „magyarische Gesinnung“ der Deutschen Süd-Ungarns einzustehen.
An der Spite dieser „deutschen“" Presse stand die in Pancsowa erscheinende
„Banater Post"“, welche seit Jahren in magqyarischem Chauvinismus und in
der Verhetzung der Deutschen gegen die Serben das Unglaublichste leistet. Diese
„Vanater Post“ brachte einen Aufruf zu einer Manifestation der Deutschen
gegen den „deutschen Schulverein. Es sollte ein deutsches Merting arrangiert
werden. Der Zweck konnte kein anderer sein, als fettgedruckte Telegramme
in den Pester Blättern erscheinen zu lassen, wie die Deutschen Ungarns gut
magyarisch gesinnt sind. In der That findet das Meeting stakt und folgt
ihm ein solches auch in Pancsowa; die Führer und Nedner sind aber ent-
schieden Leute, welche notorisch seit Jahren im Solde der ungarischen Re-
gierung stehen. Dies nennt man dann eine Manifestation der Deutschen.