Die flerreichisch-Angarische Monarchie. (März 17—20.) 271
Es fehlt eben den Teutschen Ungarns an den geeigneten Führern; Jonst
würden die 2½ Millionen derselben eine gauz audere Nolle spielen. Denn
die deutsche Bauernbevölkerung scheint auch in Süd-Ungarn unverfälscht
deutsch geblieben zu sein.
17—23. März. (Österreich.) Reichsrat: genehmigt in 1., 2. u.
3. Lesung die Anträge der Mehrheit der Wahlreformkommission bez.
Zerlegung des Wahlkörpers der böhmischen Großgrundbesitzer in eine
Kurie der Fideikommißbesitzer und in 5 weitere Kurien nach dem
ursprünglichen Antrage Zeithammer und die Erteilung des Wahl-
rechts an die sog. Fünfguldenmänner nach dem ursprünglichen An-
trage Lienbacher. Die Zerschlagung des böhmischen Großgrund-
besitzes wird in namentlicher Abstimmung mit 165 gegen 145 Stim-
men genehmigt, die Erteilung des Wahlrechts an die Fünsgulden-
männer mit großer Mehrheit, da auch die Linke dafür stimmt.
Dagegen werden alle Anträge auf weitere Herabsetzung des Cenjus
sowie auf eine Modifizierung des Wahlrechts der unbillig verkürgten
Vororte Wiens von der Mehrheit der Rechten abgelehnt. Der An-
trag Kronawetter auf allgemeines Stimmrecht, wenigstens für alle
Steuerzahler, wird sast einstimmig verworfen, da auch die Linke
dagegen stimmt. Frhr. v. Walterskirchen legt deshalb sein Mandat
nieder.
Die so beschlossene Wahlreform ist für die Linke ungweifelhaft ein schwe-
rer Schlag. Die Zerschlagung des böhmischen Großgrundbesihes sichert dem
Ministerium Taaffe wenigstens für die Zeit seines Bestandes die Majorilät
unter den Bertretern desselben und auch bez. der Fünsguldenmänner zählt
die Rechte wohl nicht mit Unrecht fest. auf die Mehrheit derselben, selbst in
den dentschen Provinzen, wo sie meist dem sog. Kleingewerbe angehören
dürften, das ungufrieden ist und durch Maßregeln speziell zu seinen Gunsten
für die Rechte gewonnen werden mag. Pessimisten datiren sogar von diesem
Tage eine neue Ara für SÖsterreich und meinen, daß bei allg. Neuwahlen
zum Reichsrate die vereinigle Linke, die bisher ca. 150 Mitglieder zählte,
auf 80 oder, wenn es hoch komme, auf 90, also auf nicht viel mehr als
die Hälste. isres gegenwärtigen Bestandes, hernntersinken werde. Die
Deutschen in Osterreich sind allerdings seit der Wiederaufrichtung des deut-
schen Reichs in einer schwierigen Lage. Damals kam die Anschauung zum
Durchbruch, daß die Deutschen in sfterreich sich wohl als ISsterreicher fühlen
dürften, aber nicht als Deutsche. Dem Ministerium Auersperg-Lasser war
jeder, der eine ausgesprochenere deutsche Richtung einnahm, wenn sie auch
nicht à la Schönerer war, unbequem und unangenehm; denn die Deutschen
in Osterreich sollten ausschließlich Osterreicher und in Beziehung auf Na-
tionalität geschlechtlos sein. Dieser Anschauung entsprechend bemerkte denn
auch jüngst Graf Taffe der Linken: sie könne das Budget als Deutsche, aber
nicht als Österreicher verweigern: Der Terminus „Deulsch-Ssterreicher“ ist
nicht mehr vorhanden. Im Neichsrat gibt es einen Erchischen, polnischen
lub, aber ein denutscher Klub, das wäre Hochverra
20. März. (Österreich.) Reichsrat: Der W.! für Vor-