Die äslerreichisch-Ungarische Ulonarchit. (Aug. 8--1:3) 309
Rieger ist der Ansicht, daß der Erlaß das Gleichberechligungs-Prin-
zip eviden!“ verletze, das Nationalgefühl der Czechen beleidige und ein
Pririlegium ouiosum für die cgechische Nation festsetze — nicht etwa des-
wegen, weil er die Kenninis der deutschen Sprache von den ceechischen
Kandidaten verlangt, sondern weil er nicht zugleich auch die Kenntnis des
Ggechischen von den an der deutschen Universität Studierenden fordert.
8. August. (Ungarn.) Der Kommunikationsminister Ordody
nimmt infolge von Differenzen mit seinen Kollegen seine Entlassung
und auch sein Unterstaatssekretär Hieronymi tritt zurück.
Ordody hat sich unstreitig wesentliche Verdienste um das ungarische
Verkehrswesen erworben und namentlich das Staatsbahnsystem energisch ge-
fördert. soweit er damit gegen den Finanzminister durch mdringen vermochte.
Den Kampf, den sein Vorgänger Pielry mit den großen mit ÖOsterreich ge-
meinsamen Transportgesellschaften ohne Glück und Erfolg geführt, beendete
Ordody durch Verträge mit der Südbahn, der Donau-Dampfschifffahrksgesell-
schaft und schließlich mit der Staatsbahn, die sämtlich, aber ganz speziell
der * mit der Staats bahn, Ungarn große Vorteile sichern.
. August. (Ssterreich-Ungarn.) Der deutsche Kaiser Wil-
helm besucht auf der Rückreise von Gastein wie alljährlich die kaiser-
liche Familie in Sschl.
10. August. (Niederösterreich.) Der Ortsschulrat des Wie-
ner Bezirks Favoriten und der Bezirksschulrat der Stadt Wien
lehnen die von einem czechischen Vereine nachgesuchte Erlaubnis zu
Errichtung einer czechischen Volksschule in Wien einstimmig ab, zu-
mal dazu kein Vedürfnis obwalte. Wien ist ganz deutsch und in
Niederösterreich ist das Cgechische nicht wie in Böhmen eine der
„landesüblichen“ Sprachen.
II. August. (Mähren.) Die Negierung ernennt für die
nächste sechsjährige Funktionsperiode des mährischen Landesschulrats
statt drei deutschen drei czechische Mitglieder. Die Mehrheit des
Landesschulrats gehört zwar noch immer den Deutschen an; es scheint
aber, daß er nach und nach czechisiert werden soll.
13. August. (Bosnien und Hergegowina.) Der F.-Z.-M.
v. Dahlen wird auf sein Ansuchen wegen Krankheit als komman-
dierender General und Chef der Landesregierung entlassen und an
seine Stelle der General der Kavallerie v. Appell ernannt. Der-
selbe gilt für einen der schneidigsten Generale der Armee.
Die Ruhe ist in den beiden olkupirten Provinzen immer noch nicht
böllig gesichert. Ohne daß man von einer Fortdauer der Insurrektion
zu sprechen berechligt wäre, will die Ruhe in den insurgiert gewesenen
Landesteilen, besonders aber in dem an der Doppelgrenze gegen Montenegro
und das Paschalit von Novi-Bazar gelegenen Landstriche nicht wiederkehren.
Banden, deren Stärke in der Regel zwischen 10 und 60 Mann schwankt,
um in selteneren Fällen unter die genannte Zahl herunlerzusinken, aber