310 Pie chkerreichisch-ugarische Monarcie. (Ang. 18. 10.)
auch selbst die Ziffer von 100 Köpfen zu erreichen, tauchen heute da und
morgen dort auf, beunruhigen die Militärposten, die einsam liegenden Ort-
schaften und die Feld- und Straßenarbeiter, rauben und plündern, um sich
bei Annäherung der Truppen nach etlichen mit ihnen gewechjelten Schüssen
gegen die Grenze zurückzugiehen, in allerlei Schlupfwinkeln zu verschwinden
und nach kurzer Zeit neuvereinigt an einem anderen Punkt das gleiche
Treiben von vorn wieder zu beginnen. Die zahlreichen und umsichtigen
Streifungen der in ihrer Ausdauer wahrhaft zu bewundernden Truppen
haben zwar den Erfolg, daß dieser Brigantaggio sich wirgeng= einzunisten
vermag; allein eine Ansrottung des Unwesens mit der Wurzel ist bis zum
heutigen Tag ungeachtet aller angewendeten Mühe und Energie nicht ge-
glückt, und dasselbe scheint der Anstrengungen zu seiner Bewältigung noch
auf lange Zeit hinans spotten zu sollen.
18. August. (Böhmen.) Die Negierung ernennt eine An-
gahl Professoren an die philosophische Fakultät der cgechischen Uni-
versität Prag. Die Czechen hoffen und erwarten, daß diese wenigstens
bez. der juridischen und philosophischen Fakultät noch in diesem Jahr
werde eröffnet werden.
18. August. (Triest.) Die Polizei entdeckt und vereitelt dadurch
ein neues Bombenattentat, das von Venedig aus ins Werk gesetzt wer-
den wollte. Eine Kiste mit zwei Bomben und zahlreichen in Venedig
gedruckten Proklamationen wird saisiert. Die Irredenta scheint nicht
zu ruhen, um Triest zu kompromittieren, den Erfolg der Ausstellung
zu hintertreiben und die Österreichisch-Gesinnten einzuschüchtern. Die
Erbitterung gegen die Irredenta ist in ganz Österreich nachgerade
ein sehr intensive.
19. August. (Ungarn.) Der Honvedminister v. Szende #.
Derselbe bekleidete die Stelle seit 1872 und gehörte als solcher allen
Ministerien seither an. Er organisierte die Honvedarmee, deren heu-
tige Ausbildung und Tüchtigkeit hauptsächlich sein Verdienst ist; er
betrachtete und behandelte sie aber nur als einen organischen Teil
der Gesamtarmee des Reichs und widerstand allen weitergehenden
Forderungen der äußersten Linken.
19. August. (Ssterreich.) Die neue „deutsche Volkspartei",
welche die deutsch-liberale Vereinigte Linke sprengen oder abbröckeln
soll, stößt auch in den Provinzen auf Mißtrauen und Widerstand.
Sie rechnete zum Teil offenbar auf die Eifersucht der deutschen
Alpenländer, besonders Steiermarks, gegen die führende Slellung, welche
die böhmischen Politiker wie Herbst u. A. im Verband der Vereinigien
Linlen einnehmen. Diese Hoffnung scheint nun zu zgersplittern. Der be-
deutendste Vertreter der neuen Partei, Frhr. v. Wallerskirchen, erhält vom
Hauptorte seines Wahlbezirkes, der Stadt Judenburg, ein förmliches Miß-
trauensvotum.
— August. (Ungarn.) Die angebliche Ermordung des