318 Die Sberreichisch-Angarische Monarchie. (Okt. 14— Mitle.)
Der vom Hause neu gewählte und von allen der Magyari-
sierung widerstrebenden Elementen gereinigte Schulausschuß tritt zu-
sammen und konstituiert sich.
Die Mehrheit der 1881er Ausschüsse hatte den damals vorgelegten
Miltelschulgesegentwurf abgelehnt, weil derselbe mit einer Neihe verschiedener
im Ausschuß vertretener Interessen sich kreuzte. Jeßt gilt es, den Entwurf
9 um zugestalten daß er der römisch-katholischen und der reformierten Kirche
Landes aunehmbar gemacht werde, der Hauptzweck aber, die Vergewaltig-
ing der sächsischen Gymnasien und Realschulen in Siebenbürgen sowie die
Vernichtung der verfassungsmäßigen Antonomie der evangelischen Kirche augs-
burgischen Bekennknisses in Siebenbürgen dabei aufrecht erhalten werde und
nur anstandshalber in Gewand allgemeiner Bestimmungen gekleidet
leibe, da ein offener 06. auf das letzte Bollwerk des Deutschtums mit
Rücksicht auf Deutschland nicht ratsam erscheint. Der Unterrichtsminister
Trefort legt daher dem Ausschuß den früheren Gesetzentwurf in abgeänderter
Redaktion vor.
4. Oktober. (Ungarn.) Graf Paul Szechenyi wird zum
Handelsminister ernannt. Derselbe gehörte bisher der sog. Ver-
einigten Opposition an und stand dort an der Spitze der Agrarier.
Die Opposition hat also einen ihrer Führer verloren und die Re-
gierung hofft durch seine Verufung dieselbe wesentlich gesprengt zu
haben. Jedenfalls hat die Regierung in ihm eine bedeutende Kraft
gewonnen.
15. Oktober. (Böhmen.) Die czechischen Hausbesitzer in
Holloschowitz bei Prag beschlossen, vom nächsten Zinstermine allen
Parteien (meist Arbeitern) zu kündigen, welche ihre Kinder in die
deutsche Schule schicken. Die deuitsche Schule und die Wohnungen
der Holloschowitzer Deutschen müssen Tag und Nacht scharf bewacht
werden, um sie gegen Insulten zu schützen.
Mitte Oktober. (Österreich.) Die im vorigen Monat zu-
sammengetretenen Landtage nehmen allgemach ein immer größeres
Interesse in Anspruch. Gerade in den wichtigsten, wie in denen von
Böhmen und Galizien, tritt ganz deutlich die Tendenz zu Tage,
ihre Kompetenz auf Kosten der Reichseinheit und im Sinne einer
zukünftigen föderalistischen Gestaltung Ssterreichs zu vermehren. Die
maßgebenden Parteien der Nechien des Reichsrats haben in diesem
und durch diesen zwar schon Vieles erreicht, aber um noch mehr
zu erreichen, steht ihnen vielfach nicht nur die Opposition der Ver-
einigten Linken, sondern stehen sie sich gegenseitig auch selbst im Wege
und für die Erreichung ihrer letzten Ziele müßte das Staatsgrund-
gesetz abgeändert werden. Eine Abänderung dieses aber ist nur durch
eine Zweidrittelmehrheit im Reichsrate möglich und von dieser sind
die Parteien der Rechten trotz der Wahlreform doch noch ziemlich