346 Porlugal. (Mai 8 — Dez. 3.)
sind gänzlich abgebrochen. England beharrt nicht weiter auf seinem
Begehren; dagegen erklärt es, daß es den alten Vertrag zwischen
Portugal und Transvaal bez. einer Eisenbahn von Lourenco-Marquez
nach Prätoria als noch in Kraft bestehend betrachte.
8. Mai. In Lissabon findet eine großartige Pombal-Feier
statt, an der sich zahlreiche Korporationen, Deputationen 2c., im
Ganzen nicht weniger als 254 verschiedene Gruppen, beteiligen. Die
Stadt illuminiert und die Republikaner, Studenten und selbst Offi-
ziere, durchziehen dieselbe unter dem Ruf Viva ropublica.
— Juni. Ein von mehreren Tausenden unterzeichnetes Protest-
schreiben verlangt von der II. Kammer die Absetzung des Civil-
gouverneurs Arrobas, der sich gegen die republikanischen Vlätter
allerdings sehr willkürliche Maßregeln erlaubt zu haben scheint,
um sie zu ruinieren. Von der entgegengesetzten Seite wird dagegen
die Auflösung aller republikanischen Klubs gefordert. Es gibt kaum
einen andern Staat, in welchem die Gesetzgebung in Bezug auf Preß-
freiheit und Versammlungsrecht eine so freigebige gewesen und wo die
Autorität des Monarchen so wenig geschützt ist, wie Portugal.
— August. Der König Dom Luis besucht neuerdings die
nördlichen Provinzen und auf spezielle Einladung hin auch wieder
Oporto. In den portugiesischen Städten bestehen überall starke re-
publikanische Parteien; das Landvolk scheint dagegen überall noch
entschieden monarchisch gesinnt zu sein.
— September. Es wird bemerkt, daß die portugiesische Presse
sich von der frangösischen zu emanzipieren und Nachrichten über Deutsch-
land unmitelbar aus den deutschen Blättern zu schöpfen anfange.
Bizmarck gilt in Lissabon allgemein als dieienige Antorität, die im
letten Augenbit das Machtwort in der egyptischen Frage prechen werde.
Schon bei dem deutsch-frangösischen Kriege teilten sich die e Portugiesen in
zwei Teile, von denen der eine mit großer Wärme Sympathie für eu
land ergriff, während der andere französisch gesiunt war. Die in Paris so
sehr gehaßten Bierwirtschaften breiten sich in den Huwptsläokark Poringals
mit rapider Schnelligkeit aus.
14. November. Der Nunkius Masella erhebt heftige Oppo-
sition gegen die Wahl liberaler Kirchendiener zur Besetzung der
vakanten Bischofssitze durch die Regierung. Journale aller poli-
tischen Schattierungen dringen in die Regierung, dem Nuntius sein
Beglaubigungsschreiben zurückzustellen und damit den von ihm der
nationalen Würde zugefügten Schimpf gebührend zu beantworten.
3. Dezember. In Lissabon wird eine große von der republi-
kanischen Partei einberufene Volksversammlung polizeilich aufgelöst.