348 Spanien. (März 30 — Mai 20.)
30. Märg. In Varcelona und in einer Reihe anderer Fa-
brikstädte Cataloniens, Gerona, Palma, Tarragona, Lerida, Oviedo 2c.
ist eine Art Infurrektion gegen den Handelsvertrag mit Frankreich,
in dem die Industriellen den Ruin Cataloniens erblicken, ausge-
brochen.
Die Fabrikbesitzer und die Arbeiter gehen dabei Hand in Hand: diese
striken und jene schließen ihre Fabriken, auch die sämtlichen Verkaufsläden
müssen geschlossen werden. Der Finanzminister Comacho bietet seine Ent-
lassung au; die Regierung nimmt sie jedoch nicht an, erklärt sich vielmehr
für solidarisch, schickt weitere Truppen dahin und verhängt! den Belagerungs-
sstand über ganz Catalonien. In den übrigen Städten wird die Arbeit
bald wieder ausgenommen, Barcelona beharrt dagegen auf seinem Wider-
stande und das Militär kann Fabrikanten und Arbeiter doch nicht zur Ar-
beit zwingen. Die Frage hängt mit dem ganzen Finangreformplan der Re-
gierung zusammen und dieselbe beschließt, diesen, einschließlich der Herab-
segung der Zölle, zur Kabinetsfrage zu machen.
5. April. Die Generalräte von 11 Provinzen sprechen sich
für Annahme des französischen Handelsvertrags aus.
12. April. In Folge der festen Haltung der Negierung tritt
in Catalonien allmälig wieder einige Beruhigung ein und wird auch
in Barcelona die Arbeit wenigstens teilweise wieder aufgenommen.
Der über die ganze Provinz verhängte Belagerungszustand wird
wieder aufgehoben.
23. April. Kongreß: genehmigt den französischen Handels-
vertrag mit 237 gegen 59 Stimmen.
28. April. Kongreß: nimmt mit 136 gegen 32 Stimmen den
ersten Artikel des Gesetzesentwurfs über die Konvertierung der kon-
solidierten Staatsschuld an (s. 1881 24. Okt.).
9. Mai. Senat: genehmigt auch seinerseits den französischen
Handelsvertrag. Die konservativen catalonischen Senatoren ent-
halten sich der Abstimmung.
20. Mai. Senat: genehmigt auch seinerseits die Konvertie-
rung der konfolidierten Staatsschuld mit 125 gegen 35 Stimmen.
Spanien hat seit dem sahrieen akt, der Cortkes eine ziemlich
ernste politische Krisis durchgemacht, die aber jetzt als beendet angesehen
wird und zwar zu gunsten des Ministeriums Sen Wenn Spanien
sich wieder heben soll, so find vor allem zwei Dinge ganz unerläßlich: eine
Neuordnung seiner Finanzen mit allmäliger Beseitigung des Defizits und
eine streuge Disziplinierung der Armee mis Ausschluß aller politischen Teu-
dengen innerhalb derselben. Das erste ist nunmehr wenigstens angebahnt,
das letztere bereits wesentlich erreicht. Mit der Finangreform, der Konver-
tierung der Staatsschuld, der durchgehenden Herabsehung der Zölle und
dem französischen Handelsvertrag war auch eine wesentliche Verbesserung der
bisherigen Steuererhebung, der Einschätzung und Umlage der Steuern durch
Verordnungen des Finanzministers verbunden worden. Gegen jene stemmten