Spanien. (Juni 15 — Juli 7.) 3.49
sich die Schutzzöllner, gegen diese die Gewerblreibenden namentlich in Madrid
und auch die Grundbesther waren unzufrieden, weil die Herabsegung der
Grundsteuer nicht sofort durchgeführt werden konnte. So hatte sich. nicht
nur in Katalonien, sondern auch in einer Reihe anderer Provinzen ein ge-
wisser Widerstand gegen die Anordnungen die Regierung entwickelt, der nicht
ungefährlich war. Indeß der Regierung blieb fest und behielt schließlich
das Hest entschieden in den Händen. Die Disziplin der Armee wurde nir-
gends in Frage gestellt und scheint, wenn keine Mißgrisie gemacht werden,
Vesichert zu sein. Mährend der ganzen Krisis erfreute sich die Negierung
eines festen Rückhalts an dem König Alsonso. Beide wenden sich jebt dem
Plane einer umfassenden Neorganisation des Heeres zu, das durch ein dem
Vorbilde Deutschlands, wenn auch nicht entsprechendes. so ihm doch sich
wenigfieus annäherndes Aushebunge= und Reservesystem auf eine Kriegestärle
von 450,000 Mann gebracht werden soll selbstverständlich jedoch nur
nach Maßgabe der sortschreitenden Finangkraft des Landes. Von einer Auf-
nahme Spaniens unter die sogenannten Großmächte Guropa, worauf seine
Wünsche gerichtet sind, kann immerhin noch lange keine Rede sein.
15. Juni. Ein kgl. Dekret verkündet die mit dem 1. Juli
in Kraft tretende Ermäßigung des Folltarifs, der innerhalb der
nächsten 5 Jahre eine zweite und nach Ablauf weiterer 5 Jahre,
also am 1. Juli 1892, eine dritte folgen soll. Die gegenwärtige
Herabsetzung beträgt durchschniktlich 15 Prozent.
26—27. Juni. Kongreß: Große Debatte über die innere Lage
des Landes. Die weiter nach links stehenden Liberalen, die dem Mi-
nisterium Sagasta bisher keine Opposition gemacht haben, aber mit
dem langsamen Vorgehen Sagasta's nicht einverstanden sind und
den Marschall Serrano als ihr Haupt anerkennen, wollen zwar
die Verfassung von 1876 aufrecht halten, aber sie mit den demo-
kratischen Tendenzen derjenigen von 1869, zu welchen auch das all-
gemeine Stimmrecht gehört, ausstatten. Sagasta erklärt sich gegen
das allg. Stimmrecht, zu welchem das Land noch nicht reif sei.
Serrano selbst schweigt und die Debatte führt zu keinem Resultat.
7. Juli. Die Cortes werden mit Rücksicht auf die ägyptische
Frage nur vertagt, nicht geschlossen. Die Stellung des Ministeriums
Sagasta ist einigermaßen unsicher geworden, obgleich es in beiden
Häusern der Cortes noch auf eine sichere Mehrheit rechnen kann und
vom König entschieden gehalten wird.
Die Partei Sagasta's in den Kortes gehört zu vier Fünfteilen den
sogenannten Konstitutionellen und nur zu einem Fünfteil den sogenannten
Zentralisten an. Dagegen gehören im Ministerium vier mehr konservativ
gejärbte Minister diesen letzteren an, nemlich Martinez Campos (Krieg),
Alonso Martinez (Justig), Vega Armijo (Anßeres) und Pavia. Der linke
Flügel nun der Konstikutionellen neigt den demokratischen Anhängern
Serrano's zu und spannt alle Kräfte an, die vier genannten konservativen
Minister aus dem Kabinet zu verdrängen und wo nicht durch Anhänger
Serrano's, doch wenigstens durch Konstitutionelle zu ersetzen. Sagasla ist