386 Frankreich. (Jan. 19 20.)
die Renleninhaber, der achtungswerteste und produktivste Teil der französi-
schen Bevölkerung, in ihrem Vermögen um eine Milliarde geschädigt worden
sind. Die Bank von Frankreich, welche dem Zurückgehen der Rente ent-
gegentreten und das kleine Kapital vorhinden wollte, sein Vermögen in
Spekulationswerten anzulegen, erhöhte ihren Zinsfuß, erreichte aber nichts
weiter damit, als daß sie ihre Klienten zu den Neporkkassen trieb, mit deren
Hilfe nun unter wucherischen Zinsen die Differenzgeschäfte gemacht wurden.
Ewig konnte das so nicht weiler gehen und angesichts der übertriebenen
Kurse war der Rückschlag unvermeidlich. Die großen Vanken gogen sich
allmählich von der Spekulation zurück und infolge dessen war auch das
eld bei den Reporlkassen schwerer zu erhalten. Die Kurse sanken und es
galt, die Differenzen zu decken. Diese Difserenzen nun trafen den kleinen
Spekulanten so schwer, daß er sich in neue, erhöhle Spekulationen einließ,
um den Ausfall zu decken. Da aber die großen Anstallen nicht mehr „mit-
machten“, so war das Stürzen der Kurse nicht zu vermeiden. Lyon gab
den Anstoß zur Panik.
19. Jannar. Kammer: Die Abteilungen wählen die große
Kommission für die Verfassungsrevisions-Vorlage Gambetta's. Das
Resultat ist eine kotale Niederlage Gambetta's: sein Sturz ist nur
noch eine Frage von Tagen.
Von den gewählten 33 Mitgliedern sind 32 gegen, nur 1 einziges
für die Regierungsvorlage; 20 haben sich für eine Verfassungsrevision
schlechtweg und für die unumschränkte Souveränetät des (aus den beiden ver-
einigten Kammern bestehenden) Kongresses erklärt; 11 wollen zwar eine nur
partielle Reform, verlangen aber um so beslimmter, daß die Frage des
Listenstrutiniums auf 3 Jahre vertagt bleibe; 1 Mitglied endlich erklärt
sich gegen jede Verfassungsrevision. Zählt man die in den einzelnen Ab-
teilungen abgegebenen Stimmen zusammen, so haben von 440 Abgeordneten,
welche 8 der Wahl des Ausschusses teilnahmen, 390 die Regierungsvorlage
verurteilt
21. Jannar. Kammer: Der Verfassungsrevisions-Ausschuß
konstituiert sich. Gambetta stößt mit ihm sofort heftig zusammen
und vergißt sich bis zu Drohungen eines Gewaltstreichs. Der Aus-
schuß erklärt schließlich mit 24 gegen 3 Stimmen die „Revision der
Verfassungsbestimmungen über die gegenseitigen Beziehungen der
öffentlichen Gewalten für notwendig“, mergt dagegen die Bestim-
mung der Regierungsvorlage betr. Einführung des Listenskrutiniums
aus dem ECntwurf aus und wählt mit 21 gegen 9 Stimmen (der
äußersten Linken) Andrieux zum Berichterstatter. Fast die ganze
Presse erklärt sich gegen Gambetta.
26. Januar. Kammer: Debatte über die Vorlage Gambetta's
betr. Verfassungsrevision und die Anträge des Ausschusses. Gam-
betia unterliegt und tritt zurück.
Die Kammer ist von vornherein entschlossen, die Debatte und die
Entscheidung noch am gleichen Tage abzumachen und eine Reihe von Ned-
nern vergichtet zu diesem Behufe aufs Wort. Nach Schluß der General-
diskussion wird der Antrag Barande!'s (äußerste Linke) auf Totalrevision