Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

402 Franbreich. (Juli 17—21.) 
17. Juli. Kammer: genehmigt einen vorläufigen Gesetzentwurf 
betr. Organisierung der Verwaltung in Tunis. Der Kommissions- 
bericht spricht die Ansicht aus, daß Frankreich ein wirksames Pro- 
tektorat organisieren müsse und die Negierung erklärt, demnächst 
einen vollständigeren Gesetzentwurf vorlegen zu wollen. Der Kriegs- 
minister beziffert die bisherigen Ausgaben für Tunis auf 89 Mill. 
Die Zahl der französischen Truppen in Tunis beträgt immer noch 
35,000 M., soll aber jetzt auf 30,000 vermindert werden können. 
18—19. Juli. Kammer: bewilligt nach einer umfassenden 
Debatte über die ägyptische Frage, in der sich namentlich Freyeinet, 
Gambetta und Clemenceau darüber aussprechen, den geforderten 
Flottenkredit mit 340 gegen 66 Stimmen. Die Debatte stellt es 
außer Zweifel, daß die Kammer damit noch nicht ihre Zustimmung 
zu einer Intervention in Agypten aussprechen will, wozu der Kredit 
übrigens auch nicht ausreichen würde. 
19—20. Juli. Kammer: Die Regierung wird über die Frage 
der Pariser Centralmairie interpelliert, ob die Hauptstadt außerhalb 
des allgemeinen Gesetzes bleiben solle und zu einer Erklärung ge- 
drängt, ob sie die Pariser Mairie herstellen wolle oder nicht. Die 
Regierung antwortet ausweichend, worauf die einsache Tagesordnung 
mit 270 gegen 170 Stimmen abgelehnt und mit 278 gegen 176 
Stimmen das Bedauern ausgesprochen wird, daß die Regierung 
ihre Ansicht über die Centralmairie nicht zu erkennen gegeben habe. 
Das Kabinet verlangt wegen dieser Niederlage seine Entlassung, 
die jedoch von Grévy nicht angenommen wird. Ein Vertrauens- 
votum der Kammer mit 288 gegen 105 Stimmen macht dem Zwi- 
schenfall ein Ende. 
21. Juli. Der Seinepräfekt Floquet, der einer Pariser Central- 
mairie nicht abgeneigt ist, verlangt in Folge dieser Vorgänge seine 
Entlassung. Der Pariser Gem.-Rat erklärt sich mit 37 gegen 26 
Stimmen für sein Verbleiben und erneuert sein Verlangen nach 
einer Centralmairie. Präsident Grevy annulliert den Beschluß. Der 
Gem.-Nat fügt sich und die Regierung beschließt, die Demission 
Floquet's nicht anzunehmen. 6 
21—27. Juli. Kammer: Generaldebatte über das Budget. 
Der Vericht der Budgetkommission spricht sich für Annahme des- 
selben in seiner wesentlichen Grundlage, einer Verständigung mit 
den großen Bahngesellschaften, aus. Allain Targé, der Finanz- 
minister unter Gambetta, greift dagegen gerade diese an und beharrt
	        
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