Frankrtich. (Sept. 1-20.) 107
übertrieben für das Vorgehen der Engländer in Agyplen aus und
konstatieren, daß die englisch-frangösische Allianz keinen Bruch er-
litten habe, so daß das Kabinet Duclerc berechtigt sei, diese Allianz
im August 1882 für eine ebenso solide anzusehen, als sie es im
Dezember 1881 war: es sei nur zu billigen, daß Duclerc „u der
Loyalität des Londoner Kabinets Vertrauen habe“ d. h. daß Eng-
land nach dem Krieg den latus uuo ante und das Kondominat
mit Frankreich einfach wieder herstellen werde.
4. September. In Montlucon und Commentry (Dep. de
I/Allier) erlauben sich die dortigen Cisen= und Stahlarbeiter ähn-
liche Erzesse wie in Monceau les Mines.
Mitte September. Die franz. Presse feiert fast ausnahmslos
den Sieg der Engländer (13. Sept.) in Agypten.
Vorab thun dies die Gambetlistischen Organe, in erster Linie, weil
sie die Aufrechthallung der englisch- frau fösischen Bündnisses um jeden Preis
wünschen, in zweiler, weil dadurch dem Panislamiemus Arabi's und des
Sultaus, der für Algier und Tunis ebenso gesfährlich gewesen sei wie für
Agypten, definitiv ein Ende gemacht worden. Fast alle gehen dabei von der
Ansicht aus daß unnmehr auch das Kondominat in Agypten, die „privile--
gierte Stellung Euglands und Frankreiche“ wieder werde hergestellt werden,
nur daß die einen dies von Eungland selbst, die anderen von Europa er-
warten, das den Engländern Agypten doch nicht allein überlassen könne.
Nur wenige meinen: „Die Dinge werden eine andere Wendung nehmen, als
wir vielleicht wünschen“ und bereilen Frankreich darauf vor, daß England
sich in Agypten einrichten werde, wie dieses in Tunis gethan habe.
19. September. Die Eröffnung der obligatorischen und un-
entgeltlichen Volksschulen nach dem neuen Gesetz v. 28. März 1882
ist auf den 2. Oktober angesetzt.
Die Familienväter haben dabei für ihre Kinder die Wahl zwischen
den Staaksschulen, den sreien Schulen und dem Privatunterricht. Eins von
allen dreien zu wählen, ist aber obligatorisch und dies will der Unterrichts-
minister nicht der freien Anmeldung überlassen, sondern erläßt eine Ver-
ordnung, nach welcher jedem Bürger ein Fragebogen zugestellt werden soll,
den er binnen einer keftimmten Frist aubjüllen muß. Eine weitere Ver-
ordnung befiehlt, diejenigen Lehrer und Lehrerinnen, welche den gesehlichen
Bedingungen der Fähigleit zum Lehramt nicht entiprechen, # ollicio ihres
Amtes in den Gemeindeschulen zu entheben und die Vorsteher freier Schulen
zu benachrichtigen, daß gerichtlich gegen sie eingeschritten werden wird, wenn
sie Hiljslehrer und Lehrerinnen behalten, die sich in demselben Fall befinden.
20. September. Der Ministerpräsident ermächtigt den Finanz-
minister Tirard, das Budget Say, das von den Kammern vor dem
Sturze des Ministeriums Freycinet-Say und ihrer Vertagung nicht
mehr hat erledigt werden können, teilweise umzuarbeiten, wodurch
die Frage der Fortsetzung der öffentlichen Bauten beg. ihres Um-