Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

Stalien. 
10. Jannar. Die Besprechung der Frage einer weltlichen 
Herrschaft des Papstes in der offiziösen deulschen Presse (s. 1881 
Ende Deg.) hat bei der ilal. Regierung doch einige Besorgnis erregt. 
Dieselbe gibt daher dem Minister des Auswärtigen Mancini Anlaß 
zu einer vertraulichen Depesche au den italienischen Botschafter des Launay 
in Berlin, in der er erklärt, daß jene eine aus schließhlich italienische Frage 
sei, und damit drohl, daß 70 Millionen Italiener eine starke Nalion seien, 
die zu jedem Mittel gegen den Papst, greifen würde, wenn er es versuchen 
jollle, noch einmal die Fremdherrschaft in's Land zu rufen. Wie behanplet 
wird, ist die Depesche vorher dem französischen Kabinet (Gambetta) mitgeteilt 
und von diesem gebilligt worden. Der spezqzisisch franzoseufreundliche Mai- 
länder „Secolo“ ist wenigstens in der Lage, sie zu veroffentlichen. 
14. Januar. Ein kgl. Dekret verfügt die ununterbrochene 
Fortsetzung der Befestigung Noms. 
21. Jannar. Kammer: stimmt der vom Senat bez. des Wahl- 
reformgesetzes beschlossenen Modifikation (s. 1881 20. Dez.) mit 217 
gegen 64 Stimmen bei, wodurch die Maßregel bis auf die Frage 
des Listenskrutiniums erledigt ist. Das Ministerium Depretis fühlt 
sich dadurch sehr gestärkt, da es nunmehr die Auflösung der Kam- 
mern und die Anordnung von Neuwahlen, denen von vielen Depu- 
tierten nicht ohne Beforgnis entgegengesehen wird, in der Hand hat. 
4—14. Februar. Kammer: Debatte über die Einführung des 
Listenstrutiniums. Das Ministerium stellt die Kabinetsfrage und 
eine umfassende Rede des Ministerpräsidenten gibt den Ausschlag. 
Seine Gründe für die Einrichtung sind wesentlich dieselben, die 
Gambetta in Frankreich dafür anführt. Der Eintritt in die Spezial- 
debatte wird in namentlicher Abstimmung mit 286 gegen 133 und 
schließlich der Entwurf als Ganzes mit 200 gegen 143 Stimmen 
angenommen. 
Schulthess, Europ. Geschichtskalender. XXIII. Bd. 27
	        
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