Schweden und Uorwegen. (Juni 1—21.) 417
tragen vermöchten. Zudem herrscht in weilen Kreisen die Anschauung, die
bisherigen Einrichtungen seirn auch weiterhin ganz genügend, da ein erust-
lich gemeinter Angriff einer der benachbarten Großmächte gegen Schweden
doch wohl zu den größten Unwahrscheinlichkeiten gehöre. Schweden und
Norwegen sind in dieser Bejiehung in einer ganz anderen und viel günstigeren
Lage ale#. Tänemark. Auch ohne formelle Anerkennung Europas genießen
sie thatsächlich einer Neutralität, sobald und jolange sie es selber wünschen.
Das Ministerium Posse hält daher seinerieits eher zurück, zumal es, aus
dem gemaßigten Teile der Bauernpartei hervorgegangen, uber keine ausge-
sprochene Mehrheit im Reichstage verfügt und für große Anforderungen
eine künstliche Gruppierung der Abgeordueten anstreben müßte. Das will
es nicht, bemüht sich vielmehr für eine ruhige Entwickelung auf allen Ge-
bieten und namentlich für Befestigung der ölonomischen Verhaltnisse in erster
Linice. Daher erfreut es sich denn auch der Unterstützung so ziemlich aller
Parleien, wovon nur die Landmann-Partei aus übertriebener Sparsamkeit
hie und da eine Ausnahme macht.
6. Juni. Das Königspaar feiert seine silberne Hochzeit.
Stockholm ist sestlich geschmückt und viele Deputationen aus den
Provinzen bringen ihre Glückwünsche dar.
12. Juni. (Norwegen.) Storthing: lehnt eine Erhöhung
der Apanage des Kronprinzen, infolge seiner Vermählung, nochmals
mit 70 gegen 38 Stimmen ab.
21. Juni. (Norwegen.) Schluß der Session des Storthings
durch eine Thronrede des Königs. Dieselbe ist diesmal von be-
sonderer Bedentung und lautet:
„Gule Herren und norwegische Männer! Mehr als zwei Menschen-
alter sind verflossen, seit Norwegen seine Selbständigkeit unter einer freien
Verjassung und einer ausf Grund der Gleichberechtigung gebauten Vereinig-
ung mit dem Brudervolk wieder gewann. In diesem Zeitraume hat eine
durch Gesebe geregelte Freiheit und ein niemals unterbrochener Friede ge-
herrscht, wodurch alle Kräfte des Volkes zur vollsten Entwickelung gelangt
sind. Die Arbeit ist reich gesegnet worden, und groß waren die Fortschritle
in allen Nichlungen. Indem Meine Wünsche und Bestrebungen darauf ge-
richtet waren, auf der gewonnenen Grundlage weiter sortzubauen, bin Ich
Mir bewußt, dabei von aufrichtiger Liebe zum Grundgesez, auf dem die
gesetzmäßige Freiheit nach innen beruht, und von treuer Ergebenheit für die
Vereinigung, worauf unsere Sicherheit nach außen wesentlich beruhl, beseelt
gewesen zu sein. Von diesen Gefühlen geleitet und mil diesem Ziele Meines
Wirkens vor Augen gab Ich Mich der festen Erwartung von einer stels
sortschreitenden Entwickelung hin, indem Ich auf die krästige Mitwirkung
des Storthing sicher baute. Auch während der Wahlperiode, die verflossen
ist, jeit Ich zuletzt dem Slorthing persönlich gegenüberstand, ist mancher
nügliche Beschluß gefaßt worden, andrerseils aber sind die Verhandlungen
dieser Versammlung oft einer Nichlung gefolgt, die Meinerseil# keine Billigung
finden, und sie haben bisweilen Beschlüsse hervorgerufen, zu deren Voll-
ziehung Ich, als Hüter der der Königsmacht durch das Grundgesetz in der
Staatsverjassung gegebenen Stellung, Meine Hand nicht bieten könnte. Bei
mehreren Gelegenheiten hat auch das Storlhing, unter dem Streben, die
Gewalt, die dem König durch das Grundgeseb übertragen ist, zu beschränken,
die Arbeit der gleichmäßig fortschreitenden Entwickelung stille stehen lassen.