Rußland. (Jan. 17 — Febr. 6.) 453
kommission von Senatoren nach den Ostseeprovinzen zu Untersuchung
der dortigen Wirren zu senden.
I7. Jannar. Die Regierung veröffentlicht das Budget für 1882.
Für das ganze Budget ist die Summa von 702 Mill. Nubel auf-
geführt. Die ordentlichen Einnahmen von (154 Mill. und die ordentlichen
Ausgaben von 6581-Mill. R. ergeben ein geringes Desizit von 4½ Mill. N.;
die eigenllichen 3 die Amortisation der Schuld an die Staatsbant
inbegriffen — 50 Mill. —, steigen auf 717 Mill. R., welchen jedoch eine
Deckung durch außerordentliche Einnahmen entgegengestellt wird. An direkten
Stenern werden erhoben 138 1/ Mill. R. (bis jeht sind nie mehr als 1341½
eingelaufen), an indirekten 300:. Die Staatsschulden fordern 19814, Mill. N.,
das Kriegs= und Marineministerium 211 Mill., das Ministerium der Volks-
bildung 18 Mill., das Ministerium des Junern 65 Mill. N. Im J. 1881
betrug das Desizit 50 Mill. N. Tie Presse bespricht das Budget nur sehr
vorsichtig, meint aber wohl zutreffend, daß in den 62 Mill., die durch
vaußerordentliche Mittel“ aufgebracht werden müßten, das wahre Tefizit
für 1882 stecke. Der Kaiser ist ersichtlich bestrebt zu sparen. Die Finanz-
lage wird aber trotdem ziemlich allgemein als eine gute nicht angesehen.
Doch sieht man nicht in dieselbe hinein und ist beim Mangel jeder Kon-
trole darauf angewiesen, nach einzelnen Symptomen zu urteilen.
24. Jannar. Am Jahrestage der Erstürmung von Geok Tepe
(Turkestan) hält der Sieger an jenem Tage, General Skobeleff, eine
Rede gegen Osterreich und Deutschland, die in Westeuropa gewaltiges
Aufsehen erregt (s. unter Deutschland).
Der General erhält infolge dieser Rede Urlaub zu einer Reise ins
Ausland und Staatsrat Giers, der Leiter des Answ., läßt dem österr.-unga-
rischen Minister des Ausw., Grafen Kalnocky, sein Bedauern über die Nede
aussprechen.
24. Januar. Eröffnung des Landtags von Finnland.
In der rufsischen Eröffnungsrede des Generalgouverneurs Graf Heyden
wird ihm bedeulet, daß er in vier Monaten fertig, werden müsse und dann
erst wieder nach drei Jahren berusen werde. Die Bitte des lehten Land-
tages, die finnische Sprache als Unterrichtssprache in allen Schulen einzu-
führen, ist in Gnaden abgeschlagen, dagegen ist dem finnischen Landtage das
Recht erteilt worden, über Gegenstände, wobei er überhaupt mitzusprechen
hat, Vorschläge zu machen, mit Ausnahmen derjenigen, worin der Kaiser
und Großfürst von Finnland sich das Recht der Initiative vorbehält.
4. Februar. Ein k. Ukas betraut den Senator Manassöin
mit der Revision der Verwaltung und der Zustände in den Ostsee-
provinzen.
5. Februar. Der bekannte Moskauer Publigist Katkow wird
vom Kaiser zum Geheimen Rat ernannt und zwar mit übergehung
des Rangs eines wirklichen Staatsrats, so daß in der Ernennung
eine ganz besondere Auszeichnung nicht zu verkennen ist.
6. Februar. Der Moskauer „Nuß“, das Blatt Aksakoffs,
veröffentlicht einen Leitartikel voll Sympathie für die füdflavischen
Stammesgenossen, welchen der „Golos“ mit dürren Worten als