Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

486 Agyplen. (Mai 12—29.) 
gehen. Dic engl.-franz. Generalkontroleure brechen ihre Beziehungen zu dem 
Kabinet ab. 
12. Mai. Frankreich schlägt Eugland ein Lemeinsame Floltendemon= 
iiration vor. England nimmt den Vorschlag au. Die Kommandanten beider 
Flotten sollen gleichlantende Instruktionen chalien Die Maßregel wird 
den Mächten einfach angezeigt, ohne sie vorher darüber anjufragen. Die 
Pforte protestiert und will auch ihrerseits einige Panzerschisse nach Alexan- 
drien schicken. 
14. Mai. Die Notabeluversammlung ist zusammengetreten, zeigt aber 
leine Lust, auf eine Absehung des Khedive hinzuwirken, sucht vielmehr zu 
vermitteln. Der Khedive will zuerst mit Rebellen nicht unterhandeln, bietet 
aber, angesichts der zu erwarkenden Flottendemonstration, schließlich doch die 
Hand zur Aus eföhnung Varndi P. tritt als Ministerpräsident zurück und 
wird durch Mahmud Sami P. ersetzt; die übrigen Minister (auch Arabi) 
bleiben. Die Westmächte verhandeln unter sich über eine Intervention des 
Sultaus und die Bedingungen, an die eine solche zu knüpfen wären. 
20. Mai. Die französisch-englische Flotte, 7 englische und 5 fran- 
zösische Panzer, aber ohne Landungstruppen, langen vor Alexandrien an. 
Die Pforle hat auf den Rat Deutschlands und OÖsterreichs auf ihre Absicht, 
ebenjalls zwei Panger dahin zu schicken, verzichtet und ihnen Gegenordre 
geschickt. 
22—24. Mai. Der englische und der französische Generalkonsul 
suchten Arabi und die Generale zu freiwilliger Entsernung zu bewegen 
unter Veibehalt ihres Nanges und Soldes. Arabi und die Nationalpartei 
lehnen die Zumutung ab. Die Regierung verlangt die Zurückziehung der 
Flotte und bbeschließt aktive militärische Maßregeln gegen eine allfällige 
Landung. Die Mächte sind entschieden für eine türkische Intervention und 
die Westmächte auch ihrerseits nicht dagegen unter der Vorausselung, daß 
sie unler ihrer Leitung slattsinde, da einer türkischen Intervention von den 
Agyplern keinerlei Widerstand geleistet werden würde. Der Sultan hat aber 
zu einer solchen Inlervention ganz und gar keine Lust. 
25. Mai. Die Generalkonsuln der Westmächte überreichen dem Mi- 
nisterium ein Ullimatum, in dem sie die zeitweilige Enkfernung Arabi's aus 
Agypten mit Beibehalt seines Ranges und Gehaltes, die Entsendung von 
Ali Fehmi und Abdallah nach dem Innern gleichfalls mit Beibehalt ihres 
Nanges und Gehaltes und den Rücktritt des Ministeriums verlangen, da- 
gegen den Erlaß einer Amnestic seilens des Khedive in Aussicht stellen. 
Der Ministerrat lehnt die Forderungen, da sie Fragen innerer Nalur be- 
rührten, ab, der Khedive nimmt dagegen die Note zur Erwägung an. Das 
Ministerium erklärt den Schritt der Mächte als einen Eingriff in die Rechte 
des Sultaus und verlangt seine Entlassung. Der Khedive nimmt sie an, 
befiehlt, alle mililärischen Maßregeln einzustellen, und erläßt eine Prolla- 
mation, in der er erklärt, die westmächtlichen Geschwader seien in freund- 
schsstlicher Absicht gekommen, und ankündigt, daß er selbst den Oberbefehl 
über die Truppen übernehme. 
29. Mai. Der Khedive, außer stande, ein neues Ministerium zu 
bilden und von Deputationen der Ulemas und der Notabeln gedrängt, setzt 
Arabi wieder als Kriegsminisier ein. Der Ministerpräsident und die an- 
deren Mininister sind noch nicht ernannt. Arabi ist inzwischen vollkommen 
Herr der Lage. Alle Teile, die Westmächte, der Khedive und Arabi wen- 
l* sich an den Sultan und verlangen seine Vermiltlung, jeder in seinem 
Sinne.
	        
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