Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

488 Igypien. (Juni 23 — Juli 18.) 
aber von einer solchen Intervention des Sultans nichts wissen und fangen 
unter diesen Umständen an, umfassend zu rüsten, um für alle Fälle bereit 
zu sein. 
23. Juni. Die Bolschafterkonferen# in Konstantinopel konstituiert 
sich und legemt Verhandlungen mit der Pforte über die Modalitäten einer 
lürkischen Intervention. Der Sultan ist aber zu einer solchen überhaupt 
noch nicht geneigt und findet, daß 4. Z. in Agypten alles auf dem besten 
Wege sei. An Arabi P. schickt er in diesem Sinn einen hohen Orden und 
ladet ihn nach Konstantinopel ein; Arabi hütet sich jedoch, der Einladung 
zu folgen. 
25. Juni. England und Frankreich rufen ihre Generalkonsuln aus 
Agypten ab. Die Geduld Englands scheint zu Ende zu sein und es wird 
bereits vielsach irgend ein fait accompli erwartet. 
Jnni. England macht Frankreich den Vorschlag, den Suczkanal 
zunehi zu besetzen. Frankreich lehnt jedoch den Vorschlag vorerst 
noch a 
— Juni. In Alexandrien herrscht wieder Nuhe, aber die Europäer 
fahren fort, massenhaft auszuwandern. 
Anfang Juli. Arabi hat die Befestigung des Hafens und die Ar- 
mierung der Forts von Alexandrien nachdrücklich wieder ausgenommen. Der- 
wisch P. sügt sich mehr und mehr dem Einflusse Arabi's; aber eine Span- 
nung bleibt, da Arabi auf seine Rückkehr nach Konstantinopel dringt. 
3. Juli. Englands Rüstungen zu einer Intervention in Agypten 
sind bereits fast vollständig. Auch in Frankreich liegen dazu Transport- 
schiffe und Truppen bereil. 
5. Juli. Admiral Seymour verlangt die sofortige Einstellung der 
Befestigungsarbeiten in Alexandrien, droht im Weigerungsfalle mit energi- 
schen Maßnahmen und macht sofort Zurüstungen, sie auch ins Werk zu 
setzen. Frankreich lehnt indes seinerseits die Beteiligung an einem Bom- 
bardement der Forts ab. 
11·—12. Juli. Die franz. Flotle verläßt Alerandrien und geht 
nach Port Said. Die englische Flolte bombardiert die Forts von Aleran- 
drien, wobei auch der schönfte Teil der Stadt selbst zerstört wird. Arabie 
zeeht die weise Fahne auf und verläßt“ unter ihrem Schuße mit seinen 
Truppen die Stadt, um nach Kafr el Duar, dem Knotenpunkt der Bahn 
nach Kairo, zu gehen, wo er sich verschanzt. Die Stadt Alexandrien über- 
läßt er inzwischen dem Pöbel und den Verbrecherhorden, denen er die Ge- 
sängnisse geöffnet hat. Der Khedive und Derwisch P. stellen sich unter den 
Schutz der englischen Flotte. Seymour hat den ägyptischen Knoten durch- 
haurn: zwischen dem Khedive und Arabi ist fortan jede Möglichkeit einer 
sen ausgeschlossen. 
Juli. Die Mächte fordern nach einem Beschlusse der Konstanti- 
nopler —— s die Pforte in identischen Nolen zur Intervention 
in Agypten unter teils ausgesprochenen, teils noch unter zu vereinbarenden 
Bedingungen auf. Die Pforte will jedoch von Bedingungen nichts wissen. 
Au demselben Tage landen die ersten 4000 Mann englischer Truppen in 
Alerandrien. Weitere Truppensendungen folgen. Die Pforte hat den gün- 
stigen b zur Intervenkion schon verpaßt. 
8. Juli. Der Khedive ladet Arabi nach Alerandrien ein. Arabie 
lehnt bl Einladung ab und fordert vielmehr den Khedive auf, mit ihm zu
	        
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