50.1 Dereinigte Slanlen von Nordamerika. (Dez. 4.)
den Republikanern nur die Staaten verblieben, deren meist aus polilisch
unreisen Einwanderern bestehende Bevölkerung nicht Selbständigkeit geung
besaß, um die alte, jest eingearbeitete Parteimaschine über den Haufen werfen
zu können. Von verschiedenen Seiten wird uun darauf hingewiesen, daß neben
der Wahlenthaltung vieler Yanlee-Republikaner insbesondere die deutschen
Stimmen den Demokraten zum Siege verholfen haben. Das mag auch durch-
aus zutreffen. in Bezug auf Newyork, Pennsylvanien, New-Jersey, Missouri,
Maryland, Ohio, Indiana u. s. w. Blickt man aber auf die den Republi-
lanern verbliebenen Staaten, so findet man in Illinois, Jowa, Nebraska,
Michigan, Minnesota und Wisconsin eine festgeschlossene Ländermasse, in
welcher das Deutschtum die weitaus überwiegende Bevölkerung bildet und
in welcher doch das Zwingjoch der politischen Verderbtheit nicht abgeschüttelt
werden konnte. — Bekannilich sind die Unterschiede zwischen den beiden
großen amerikanischen Parleien nicht leicht zu definieren, europäische Vor-
stellungen von dem Wesen einer politischen Partei treffen hier nicht zu, fest-
stchende politische Grundsälze, ideale polilische Ziele gibt es jenseits des
Secanss nicht. Es sind mehr Fragen der Macht, des materiellen Vorteils,
3 persönlichen Interesses, um welche sich die dortigen polilischen Kämpfe
Rtr und die Parteien wechseln Programme und Grundsätze, wie es das
praktische Bedürfnis des Tages erfordert. Im allgemeinen kann man nur
sagen, daß die aufsteigende demokratische Partei im Gegensah zu der repu-
blikanischen keine Schuzölle will, sondern nur Finauz ölle, daß sie ein ge-
mischtes Münzsystem in Gold, Silber und Papier verlangt und eine De-
zentralisation der jehr im Argen liegenden Verwaltung anstrebt. Ferner ist
hervorzuheben, daß die Demokraten sich nicht e sehr mit der Temperenz-
twrannei liiert haben, wie die Republikaner. Die Niederlage der Republi-
laner ist im weienklichen auf den inneren Zwiespalt in dieser Parlei zurück-
zuführen. Die Hoffnungen, welche die republikanischen Civildienstreformer
an die Administration von Hayes knüpften. sind nur zum allerkleinsten Teil
in Erfüllung gegangen, Garsfield wurde das Opfer seiner gegen die Beutejäger
gerichteten Bestrebungen und Präsident Arthur hat die Befürchtungen, die
man an seine Verufung zur höchsten Gewalt knüpfte, nach Ansicht aller „ehr-
lichen" Politiker nur zu sehr gerechtfertigt. Die Häupter des Korruptions=
ringes, welche unter Garfield gestürzt wurden, stehen unter seinem Nachfolger
wieder in alter Machtfülle. In einer Reihe von Staaten scheinen ganz un-
zweifelhaft die Deutschen, deren politischer Einfluß mächtig heranwächst, den
Ausschlag gegen die sog. republikanische Partei und ihre Bestrebungen ge-
geben zu haben, oder vielleicht richtiger gesagt, das Deutschtum, worunter
die Summe von Anschauungen zu verstehen ist, welche die aus Deutschland
Eingewanderten oder der größte Teil ihrer Nachkommen, auch wenn sie die
deutsche Sprache inzwischen mit der englischen vertauscht haben, über indivi-
duelle Lebeneführung in moralischer, religiöser und gesellschaftlicher Hinsicht
sich bewahrt haben. Diesen Anschauungen widerspricht aber die nicht frei-
willige, sondern gesetzlich erzwungene absolute Temperenz, die nicht freiwillige,
sondern erzwungene, überlriebene und vielfach geradezu pharisäische Sonn-
tagsheiligung und der ehgherzige sog. Nativismus eines großen Teils der
sog. republikanischen Partei
4. Dezember. Zusammentritt des Kongresses: Botschaft des
Präsidenten Arthur, Bericht des Schatzsekretärs Folger, Bericht der
Zolltarif-Kommission.
Die Botschaft des Präsidenten berührt zuerst die auswärtigen
Verhällnisse, die Panama-Frage und die Neutralisierung der Telegraphen=
Nabel und fährt fort: „Während wir einen Friedensschluß zwischen Chile und