Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1882. (23)

LAlbersicht 
der politischen Entwickeluug des Jahres 1882. 
Obgleich der Friede innerhalb Europas im Laufe des Jahres 
1882 — abgesehen von dem einen Augenblick allerdings nicht un- 
gefährlichen Aufstande im Säüdoslen der österreichisch-ungarischen 
Monarchie, der von sterreich durch Energie und kluge Vorsicht allein 
und ohne eine internationale Verwickelung bewältigt werden konnte 
— nie und nirgends gestörl wurde, so war die Lage Europas und 
die Stellung der Mächte zu einander am Eude des Jahres 1882 
doch eine wesentlich andere als zu Ende des Jahres 1881. 
Frankreich ist es, das zu dieser Veränderung im Jahre 1881 Frank. 
durch seine Eroberung von Tunis den Anstoß gegeben hat und seinereichund 
Stellung zu den übrigen Mächten ist es denn auch, die eine wesent- Euronn. 
lich andere geworden ist und zwar nicht in der Weise, wie es ge- 
hofft und erwartet hatte. Da es sich in keiner Weise in die ihm 
durch den letzten Krieg bereitete Stellung schicken kann, so befindet 
es sich in einem höchst anormalen, fieberhaften Zustande, ist für 
Deutschland eine beständige Drohung und für gang Europa die 
Quelle fortdauernder Unruhe und Unsicherheit. Deutschland hat im 
Jahre 1871 seinen Sieg allerdings dagu benützt, um nicht nur seine 
eigene Existenz aufzurichten und zu sichern, sondern auch Frankreich 
auf die ihm von der Natur, der Geschichte und der Entwickelung 
der übrigen Nationen angewiefene und beschränkte Stellung zurück- 
zuführen, ohne doch irgend eine der wirklichen Lebensbedingungen 
Frankreichs zu gefährden, ohne die freieste Entfaltung und Ent- 
wickelung der französischen Nation irgendwie zu hindern. Frankreich 
ist immerhin eine große und mächtige Nalion, eines der wichtigsten
	        
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