Übersicht der pelilischen Enlwickelung des Jahres 1882. 525
Agypten beläßt, aber jedenfalls nur eine rein nominelle. Gang
Nordafrika bis auf Tripolis, das ein verlorener Posten ist, von der
ganzen Küste den geringsten Wert hat und dereinst den Italienern zu-
fallen mag, ist für den Sullan endgiltig verloren.
Für die Franzosen ist das Resultal der ägyplischen Wirren
entschieden eine Niederlage. Von einer Veteiligung an dem Unter-
nehmen Englands haben sie sich allerdings im letzten Moment frei-
willig zurückgezogen. Aber sie verzichteten damit nicht nur auf eine
Ausdehnung ihres Einflusses und auf eine militärische Festseyzung
im Nillande, wie sie eine solche ursprünglich geplant, sondern sie
verloren auch für die Zukunft denjenigen Einfluß dort, den sie durch
das Kondominat mit England bisher besessen und ausgeübt hatten.
Merkwürdigerweise gaben sie sich noch lange dem Wahne hin, daß
England es nicht wagen werde, selbst nach seinem Siege dieses an-
zutasten und daß England es uneigennützig nur unternommen habe,
seine und Frankreichs Geschäfte zugleich zu besorgen. Aus diefer
Illusion wurden sie jedoch noch vor Ende des Jahres unangenehm
herausgerissen. England lehnte eine dahin gehende ausdrückliche Zu-
mutung ab und schob dabei Frankreich nicht viel besser auf die Seite,
als dieses ein Jahr zuvor Italien bezüglich Tunis beiseite geschoben
hatte. Frankreich mußte es hinnehmen und sich auch seinerseits in die
vollendete Thatsache fügen. Es fügte sich sogar schließlich mit ziem-
lich guter Art, indem man von Agypten so wenig mehr als möglich
sprach und Eutschädigung in anderen Plänen, in neuen Unterneh-
mungen suchte. Aber eine Niederlage war es doch, die sich freilich
durch den Gang der inneren Entwickelung Frankreichs im Laufe des
J. 1882 genügend erklärt.
Seine Lage war beim Eintrikt in das neue Jahr eine ver-
hältnismäßig günstige. Nach der glücklichen Eroberung von Tunis
und nachdem die Totalernenerungswahl der Deputiertenkammer eine
wesentliche Veränderung in der Zusammensetzung derselben, in der
Stärke der Parkeien und in dem Verhältnis derselben zu einander
nicht ergeben, hatte sich Gambetta endlich dazu verstanden, offen an
die Spitze der Regierung zu treten. Damit hörle wenigstens seine
bisherige Nebenregierung auf und die Leitung der Angelegenheiten
des Landes lag wieder in den Händen eines energischen unterneh-
menden Kopfes, der, wie man meinte, genau wußte, was er wollte,
und sich dabei auf eine große Partei innerhalb und außerhalb der
Kammer, ja auf die Mehrheit der Nation stützen zu können glaubte.
Frank.
reich.
Das
Ministe-
rium
Gam-
betta.