22 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Jan. 20- 23.)
meist bayerische, Mitglieder mit Nein. Von der liberalen Vereinigung
(Sezess.) stimmen mit Ja 12 Abgeordnete, worunter (Lasler und v. Bunsen);
von der Fortschrittspartei stimmen nur die Abgeordneten Buddeberg, Fähr-
mann und Die hamburgischen Abgeordneten Ree und Sandtmann der Vor-
lage zu. Die Mehrheit ist erheblich größer, als man erwartet hatte; noch
während der Sitzung waren Zweifel über das Schicksal der Vorlage laut
geworden.
20. Januar. (Deutsches Reich.) Ein im Reichsamt des
Innern ausgearbeiteter Entwurf eines Normalinnungsstatus auf
Grund des Reichsgesetzes vom 18. Juli 1881 (s. 1881 9. Juni)
wird veröffentlicht. Es wird jedoch von demselben bis zu Ende des
Jahres von den Handwerkern nur sehr wenig Gebrauch gemacht,
da dieselben teils gegen die ganze Frage mehr oder weniger gleich-
giltig sind, teils aber noch immer auf Zwangsinnungen hoffen.
22. Juni. (Preußen.) Abg.-Haus: die Regierung macht
demselben eine Vorlage betr. die Verstaatlichung von sechs weiteren
Privatbahnen im Ankaufspreis von zusammen 473.681. 550 Mark.
Die Vorlage bezweckt eine Fortsetzung der im Jahre 1881 begonnenen
Eisenbahnverstaatlichung. Durch die neue Vorlage wird das Staatsbahn-
system, welches jetzt schon mehr als 15.000 Kilometer Eisenbahnen umfaßt,
um weitere 2.704 Kil. vergrößert, so daß nur noch ca. 4.000 Kil. Privat-
bahnen übrig bleiben. Minister Maybach erklärt zu Gunsten der Vorlage,
das Staatsbahnsystem habe sich bewährt und wo es sich nicht bewährt habe,
sei der Grund nicht in dem System, sondern darin zu suchen, daß das System
noch nicht ganz durchgeführt sei. Die Aktion der Regierung werde darum
auch bei der jetzigen Vorlage nicht stehen bleiben. Als die Aufgabe der
nächsten Aktion der Eisenbahnpolitik der Regierung muß, wie es am Schlusse
der Begründung heißt, die Erwerbung derjenigen Privatbahnen angesehen
werden, bei welchen die Unzuträglichkeiten der getrennten und divergierenden
Interessen, welche der einheitlichen Ordnung in dem gemeinsamen Verkehrs-
gebiete enlgegentreten, am schärfsten hervorgetreten sind, und deren Einver-
leibung die weitestgehende und wirksamste Entwicklung der beteiligten wirt-
schaftlichen Interessen und die Einschränkung eines irrationellen Konkurrenz-
betriebes zu verbürgen geeignet erscheinen.
Auch die Fluß- regulierungen will die Regierung energisch fördern.
Es sind dafür im Etat für 1882/ 83 7.918.300 Mark in Ansatz gebracht und
werden die Gesamtkosten der beabsichtigten Regulierungen zu 44.031.300 Mark
angegeben.
23. Januar. (Deutsches Reich.) Reichstag: genehmigt die
Vorlage bez. den Vertrag mit Hamburg und den Zollanschluß des-
selben in 3. Lesung definitiv ohne jede Debatte.
23. Januar. (Preußen.) Abg.-Haus: die Regierung legt
demselben einen Gesetzentwurf betr. die Errichtung von Eisenbahn-
räten vor, welche zur Mitwirkung bei Eisenbahnverkehrsfragen be-
rufen werden sollen.
Es sollen „Bezirks Eisenbahnräte“ für die einzelnen Staatsbahn-
Direktionen und ein „Landes-Eisenbahnrat“ für die Zentralverwaltung der