200 Die Oehlerrtichisch-Angarischt Monarchie. (April 28.)
fassung mit einfacher Majorität revidieren kann, wenn nur der Präsident es
auf sein Gewissen nimmt.
Die Debatte der Sitzung ist übrigens vornehmlich einer seltsamen Reso-
lution gewidmet, welche der Schulausschuß vorschlägt und folgendermaßen
lautet: „Die k. k. Regierung wird aufgefordert, mit thunlichster Beschleunigung
einen Gesehentwuri zur verfassungsmäßigen Behandlung vorsulegen, durch
welchen im Sinne des Staats »grundgesehes vom 21. Dez. 7 8 11 nur
die 6 Grundsähze des Unterrichtswesens bezüglich der Volks n mit Ausschluß
aller nach § 12 wW. desselben Gesetzes in den Wirkungskreis der Land-=
tage sallenden übrigen Bestimmungen festgestellt würden.“ Umsonst macht
die deutsch-liberale Linke darauf aufmerlsam, daß es doch der helle Widersinn
sei, erst von Neichsrats wegen ein detailliertes Gejeh zu beschließen und dann
demselben eine Resolution anzuhängen, daß dieses selbe Gesetz übrigens nicht
Sache des Reicherals, sondern der Landtage sei und daß der Reichsrat dazu
verfassungsmäßig eigentlich gar nicht berechtigt gewesen sei. Das konnte von
der Rechten auch gar nicht geleugnet werden. Die ganze Nesolution hatte
denn auch keinen andern Zweck, als die Czechen und namentlich die Jung-
czechen, die über die Novelle nichts weniger als entzückt sind, zu beschwich-
tigen. Die Resolution wird denn auch beschlossen. Freilich hat der Unter-
richtsminister v. Conrad durch die Erklärung, die Resolution fordere die
Regierung nur auf, die Sache in Erwägung zu ziehen — was allerdings
nicht in der Resolution steht — und der Zeitpunkt, wann diese Erwägungen
beendet sein werden, ließe sich gar nicht absehen, den czechischen Deputierten,
welche mit der Hoffnung auf die erweiterte Landtagskompetenz ihre Mähler
beruhigen. wollen, keinen erwünschten Kommentar mit auf den Weg gegeben.
des Ministerpräsidenten Taaffe ist zZunächst
gegen den jüngern Plener gerichtet, der das Ministerium scharf angegriffen
und erklärt hatte, diese Regierung habe dem Reiche mehr Schaden zugefügi,
als der ärgste auswärtige Feind ihm je zusügen konnte: „Aber was be-
lümmert diese Regierung der Bestand Cesterreichs Was bekümmert diese
Regierung die Armee?" Darauf erklärt nun Taaffe: „Ich muß hiegegen
den Saß aufstellen, daß die Regierung ihre Pflichten genau kennt, daß sie
Oesterreich und den wahren österreichischen Gedanken (stürmischer Beifall rechts,
ironische Ausrufe links) sich zum Zielpunkte gestellt und geglaubt hat, daß
sie den wirtlich spezisischen österreichischen Gedanken zum Ausdruck bringt,
wenn eben alle in Oesterreich vertretenen Bölker und Nationen teilnehmen
an den verfassungsmäßigen Rechten (großer Beifall rechts, Gelächter links),
teilnehmen an den Freiheiten, welche die Verfassung bietet in legaler Weise.
(Stürmischer Beifall und Händeklatschen rechts.) Auf eine Magjorität sich
zu stützen, von welcher gesagt wurde — ich bitte um Verzeihung, ich habe
den Ausdruck nicht gebrancht, weiß auch nicht, ob gerade dieser Ausdruck ge-
braucht wurde, aber der Sinn ging dahin — daß sie eine zusammen-
gewürfelte Maj orität sei, auf eine solche Majorität, in welcher alle
Nationalitäten und 'Lollecschaften Oesterreichs verlreten sind, sich zu stützen,
ist — östereichich (auhaltender Beifallssturm zund Händeklatschen rechts,
Gerei chter links) und die Regierung ist stolz darauf. (Neuerlicher stur-
mischer Applaus 4F t Gelächter cbete.) Und wam mir soeben zugerufen
wintere „So kann es nicht weitergehen“, so erwidere ich darauf, daß ich
hoffe, daß mit Gottes Hilse (ironische Heiterkeit links, Applaus rechts), mit
Energie (neuerlicher Applaus rechts) und Ausdauer die Regierung an ahnen
wird, daß doch das von ihr gesteckte Ziel der Verständigung der Bölker
Oesterreichs (Gelächter links, stürmischer Beifall und Händeklatschen archte
erreicht werden wird. Dies wird hoffentlich angebahnt werden durch dieses
Ministerium, welches nicht, wie vor einigen Tagen bemerkt wurde, ein bloßes