226 Die Oefterreichisch= Augarische Monarchie. (Ang. 16— 21.)
lebhafte Agilation ins Werk gesetzt, um die Novelle besser, als es
diese bezweckt, auszunüßen.
Die in ihrer Mehrheit klerikalen Landtage von Tirol, Salzburg und
Vorarlberg machten den Aufang. In Oberösterreich und Steiermark, wo
nicht mit den Landtagen operiert werden kann, weil die Mehrheit liberal ist,
gehen die klerikalen Neichsrats= und Landtagsabgeordneten mit Aufrufen an
die Landbevölkerung vor, in denen ft ih- ein geeinigtes Anstürmen empfehlen
und ihr mit Formularen an die Hand gehen, um die vollständige Herab-
setzung der Schulpflicht von 8 auf 6 Jahre womöglich zu erzwingen.
16. August. (Oesterreich.) Eröffnung einer großen elektro-
technischen Ausstellung in Wien durch eine Rede des Kronprinzen
Rudolf.
18. August. (Oesterreich.) Der Kaiser feiert seinen 53. Ge-
burtstag. Auch in den Provinzen wird der Tag überall durch Fest-
lichkeiten gefeiert. In Triest wird indes eine von den Veteranen-
vereinen arrangierte Serenade durch das Loslassen einer Petarde
gestört, wofür die aufgeregte Menge in der italienischen Turnhalle
die Fenster einwirft und alles Bewegliche zertrümmert und vor dem
Redaktionslokal des irredentistischen Blattes „Indipendente“ demon-
striert. Etwa 150 italienisch gesinnte Turner exzedieren darauf in
entgegengesetztem Sinne.
18. Angust. (Ungarn.) Judenhete in Neusohl, die vom
Militär unterdrückt wird.
20. August. (Oesterreich-Ungarn.) Der König von Serbien
besucht Wien, um zunächst in ein österreichisches Bad und dann
zu den großen Kaisermanövern bei Homburg zu gehen, zu denen
er vom deutschen Kaiser eingeladen worden ist.
21. August. (Istrien.) Landtag: Konflikt zwischen der itolie-
nischen Mehrheit und der kroatischen Minderheit desselben, indem
jene den Gebrauch der kroatischen Sprache in den Verhandlungen
nicht dulden will. Die kroatische Minderheit nimmt daher am
Landtage fernerhin nicht mehr teil.
21. August. (Ungarn.) Die kroatische Angelegenheit nimmt
die ungarische Regierung vollauf in Anspruch. Die Minister Tisga
und Sgapary, der Minister für Kroatien Bedekovic und der Banus
von Kroatien Pajacsevicz konferieren über dieselbe in Wien mit den
gemeinsamen Ministern unter dem Vorsitze des Kaifers. Die Lage
ist so gespannt, daß Tisza eine beabsichtigte Badereise aufgibt. Die
ungarische Regierung scheint entschlossen, in der Wappenfrage nicht
nachzugeben, vielmehr sich Genugthuung verschaffen zu wollen.