Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1883. (24)

Die Oeslerreichisch-Angarische Monarchie. (Ang. 23—24.) 227 
Ein offizielles Communiqué erllärt diesfalls unzweidentig: „Sobald 
die nötigen allseitigen Vorkehrungen getroffen sind, um eine nochmaltge Be- 
leidigung des ungarischen Wappens in Kroatien, von welcher Seite immer, 
absolut unmöglich zu machen und überhaupt jedwede Störung der öffent- 
lichen Ruhe sicher hintanzuhalten, erjolgl die Wiederanbringung der mit 
kroatischer und ungarischer Aufschrift versehenen Wappenschilder genau an 
derselben Stelle, von welcher sie herabgerissen wurden, und zwar unter einer 
bestimmten Feierlichkeit; im übrigen bleibt die Wappenfrage bis zur Ent— 
scheidung des allein kompetenten Reichstages in dem jetzigen Stadium. Dem 
Banus Grafen Pajacsevicz bleibt es natürlich überlassen, die Beschlüsse des 
Ministerrats zu vollführen und dann auch dafür zu sorgen, daß alle Negie- 
rungsorgane ohne Ausnahme in loyalster Weise ohne Rückhalt für dieselben 
einstehen und seine Anordnungen respektieren, oder die Verantwortung einem 
anderen zu überlassen." 
23. August. (Oesterreich.) Der Kaiser empfängt in der 
Frage der Dezentralisation der Eisenbahnen eine Deputation der 
Stadt Wien und eine folche der Stadt Lemberg. Jene sucht er zu 
beruhigen: „es handle sich nur um technische und administrative 
Maßregeln, ein Grund zu Vesorgnissen sei nicht vorhanden“; diesen 
sagt er die Erfüllung ihrer Wünsche zu, „soweit sie mit den all- 
gemeinen Reichsinteressen vereinbar seien, wobei er bez: der nicht 
erfüllbaren Wünsche auf die patriotischen Gefühle zähle“. 
23. August. (Ungarn.) Judenexzesse in Zala-Egerzeg, welche, 
da die Exzedenten durch bewaffnete Landleute der Umgegend verstärkt 
werden, mehrere Tage fortdauern. Das Militär muß einschreiten, 
und da auch die Exzedenten mit Flinten bewaffnet sind, gibt es 
beiderseits Tote und Verwundete. Die Verheerung von Eigentum 
wird als furchtbar geschildert. Auch in Csurgo (Komitat Samogy) 
und in Keszthely brechen antisemitische Unruhen aus; auch in Groß- 
Kanisga finden Zusammenrottungen statt, die jedoch von der Polizei 
und Dragonern auseinandergesprengt werden. 
24. August. (Oesterreich-Ungarn.) Der König von Ru- 
mänien trifft in Wien ein, wird vom Kaiser schon am Bahnhof 
empfangen und steigt in der Hofburg ab. 
24. August. (Ungarn: Kroatien.) Die Lage in Kroatien 
verschlimmert sich. Der Banus Graf Pajacsevicz, bisher der Ver- 
trauensmann der ungarischen Regierung, will die Wiederaufrichtung 
der Wappenschilder nicht übernehmen, verlangt seine Entlassung und 
erhält sie auch. Die bisherige Regierungspartei tritt in dieser Frage 
entschieden auf Seite der Gegner Ungarns. In Zagorien brechen 
ernste Unruhen aus und werden auch dort die Wappenschilder 
heruntergerissen. Es ist bereits außer Zweifel, daß ohne Gewalt 
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