338 Die Römische kurie. (Jau. April.)
ruhigt sich durch den Umstand, daß der Kronprinz im Quirinal
Wohnung nehmen wird und protestiert nur energisch gegen die Idee,
daß der Kronprinz eine Vermittlung zwischen Italien und dem
Papsttum versuchen solle. Denn diese Frage hält sie als durch das
Garantiegesetz für erledigt und für immer abgethan und ist gerade
in dieser Beziehung gegen jede fremde Einmischung ebenfo einig als
entschlossen.
14. Dezember. II. Kammer: die Pentarchen unterliegen neuer-
dings bei der Wahl der Fünfzehnerkommission für das Strafgesetz-
buch mit ca. 100 gegen ca. 150 Stimmen und bringen keinen ein-
zigen der Ihrigen durch, nicht einmal Zanardelli, den gewesenen
Justizminister.
16.—22. Dezember. Besuch des deutschen Kronprinzen in Rom
und große Festlichkeiten zu seinen Ehren. Der Besuch konstatiert
aufs neue die enge Freundschaft zwischen dem Kronprinzen und der
königlichen Familie und die unzweidentige Zuneigung der Italiener
zu Deutschland und der deutschen Nation.
Die Römische Kurie.
— Januar. Die Weihnachtsallokution des Papstes an die
Kardinäle und Prälaten wird erst jetzt in ihrem Wortlaute bekannt.
Dieselbe geichnel sich durch eine überraschende Heftigkeit gegen die
italienische Regierung aus.
3. Märg. Der Papst feiert seinen Krönungstag und hält da-
bei eine neue heftige Ansprache an die Kardinäle wider Italien und
die Schlechtigkeit der Zeit überhaupt.
Getren Unseren feierlichen Eiden bemühen Wir Uns, wie Unsere
Vorgänger siets gethau, die heiligen Rechte der Kirche aufrechtzuerhalten und
auch die unwürdigerweise verletzten zeitlichen Rechte des apostolischen Stuhles
wiederzugewinnen. Und sofort werden Unsere Worte als leere Klagen und
Beschwerden lant verlacht und verspottet und Wir sehen Uns zur Zielscheibe
der niedrigsten Veleidigungen und verleumderischesten Anklagen gemacht.
— April. Die nunmehr konstatierte Thatsache eines förm-
lichen Bündnisses zwischen Italien, Deutschland und Oesterreich ist
für den Papst ein wahrer Donnerschlag, fast noch mehr als für
Frankreich. Die Wiederherstellung der weltlichen Herrschaft rückt
dadurch in immer nebelhaflere Ferne. Oestereich kann für diesen