Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1883. (24)

22 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Febr. 8—12.) 
der „Gewerbefreiheit“ schwer geschädigt wird, weil diese sogenannte Freiheit 
in den wesentlichsten Punkten sowohl das natürliche Associationsrecht als den 
Schutz der ehrlichen Arbeit verkennt und dadurch letztere indirekt immer mehr 
unter die Botmäßigkeit dee Kapitalismus bringt; daß hiedurch schließlich 
der Kampf Aller gegen Alle herbeigeführt wird; daß korporative Verbände, 
ihrer ganzen Natur nach, gegen dieie bedrohliche Erscheinung eine feste Stütze 
bilden, überhaupt eine werlvolle Stärkung der inneren Volkskräfte herbei- 
führen begrüßt in voller Sympathie alle Bestrebungen, welche darauf hin- 
gielen, die obligatorischen Innungen im deutschen Handwerke anzu- 
bahnen und auf zeitgemäßer Grundlage wieder auszubanen, das Handwerk 
zu heben, einen tüchtigen Meisterstand im Handwerk zu erhalten und, wo er 
bereite fehlt, wieder heranzubilden.“ 
8.—9. Februar. (Preußen.) Abg.-Haus: Steuerkommission: 
beendigt die 2. Lesung ihres Antrags, lehnt den Antrag der Kon- 
servativen auf Befeitigung auch der 3. und 4. Klassensteuerstufe und 
Deckung des dadurch entstehenden Ausfalls durch Zuschläge zur Ein- 
kommensteuer nochmals ab und ebenso den Antrag der Liberalen 
auf Beibehaltung der Kontingentierung unter Erhöhung der Kon- 
tingentssumme von 42,000,000 auf 42,840,000 M. und bestätigt fast 
lediglich die Beschlüsse erster Lesung. Zum Berichterstatter wird 
Frhr. v. Zedlitz gewählt. 
9. Februar. (Deutsches Reich.) Reichstag: beendigt — nicht 
ohne eine nochmalige Militärdebatte, in der Moltke gegen Eug. 
Richter in die Schranken tritt — die 2. Lesung des Etats für 
1883.84 und stellt das Etatsgesetz dazu fest, indem er den zugleich 
vorgelegten Etat für 1884 85 kapitelweise mit großer Mehrheit ab- 
lehnt und sich auf diese Weise nochmals gegen 2jährige Budgets 
ausspricht. 
10. Febrnar. (Deutsches Reich.) Bundesrat: erteilt der 
Herabsetzung der Exportbonifikation auf Rübenzucker um 40 d. und 
der vorgeschlagenen Enquete feine Zustimmung und genehmigt die 
Erhöhung der Holzzölle (30 d. für rohes, 70 d für verarbeitetes 
Holz; Preußen hatte für letzteres nur 50 d beantragt) zur Vorlage 
au den Reichstag. 
10.— 12. Febrnar. (Deutsches Reich.) Reichstag: geneh- 
migt das Reichsbeamten--Pensionsgesetz unverändert nach der Regie- 
rungsvorlage. Dagegen führt die 2. Lesung des Militär-Pensions- 
gesetzes durch das Hereinziehen der Frage der Kommnnalsteuerpflicht 
des Militärs zu einer erregten Debatte, die damit schließt, daß das 
Gesetz mit 141 gegen 109 Stimmen an die Kommission zurück- 
gewiesen wird. Dieselbe erfolgt gegen die Stimmen der Sezessio- 
nisten, der Fortschrittspartei, der Volkspartei und der Sozialdemo-
	        
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