Diänemarb. (März 29 —. Juni 5.) 347
29. März. Landsthing: nimmt das Budget mit den vom
Folkething beschlossenen Abstrichen an und lehnt daher das interi-
mistische Finanzgesetz für den April mit 42 gegen 11 Stimmen ab.
3Sl. März. Der König bestätigt das Budget für 1884.35 in
der vom Folkething beliebten und vom Landsthing hingenommenen
Kürzung.
3. April. Folkething: weist die Landesverteidi gesetzvorlage
dadurch zurück, daß es mit 66 gegen 20 Stimmen die 3. Lesung
verweigert.
Berg behauptel, die 107.000 Unterschriften der dem König überreichten
Zustimmungsadresse, die dem Ministerium den Schein des Rechtes, am Ruder
zu bleiben, habe geben sollen, seien zum Teil geialscht gewesen. Estrup habe
neun Jahre lang nichte zustande gebracht und wolle trondem noch immer
nicht weichen. Fort mit diesen Ministern: sei und bleibe die Losung der Linken.
21. April. Folkething: genehmigt einen ihm von der Negie-
rung vorgelegten Handelsvertrag mit Spanien, verquickt die Geneh-
migung aber mit einer Modifikation des Folltarifs, die von der
Regierung für unannehmbar erklärt wird.
26. April. Landsthing: tritt auch in der Frage des Zoll-
tarifs auf Seite der Regierung und lehnt den Beschluß des Folke-
things vom 21. d. mit 41 gegen 15 Stimmen ab.
31. Mai. Schluß des Neichstags. Die Session hat die Lage
in keiner Weise verändert. Eher erwartet man eine solche von der
bevorstehenden Neuwahl desselben.
5. Juni. Die Jahresfeier der Erlassung des Grundgesetzes
bringt dem Ministerium Estrup sehr ungünstige Symptome zu Tage.
Es hat fast den Anschein, daß die bieher so regierungslreue Haupt=
stadt, die niemals versagende Stütze des Ministeriums, sich von der Herr-
schaft desselben zu emanzipieren und in das liberale Lager überzugehen im
Begriff sei. Bei der Grundgesehfeier spaltete sich nämlich die hauptstädtische
Bevölkerung nach den verschiedenen Parteien in drei Teile, so daß man darans
die Stärke der Parteien abuehmen konnte. Man wußte z. B. wohl schon vorher,
daß die Sozialdemokraten in lebter Zeit einen mächtigen Ausschwung genom-
men hatten, bei dieser Gelegenheit traten sie aber in so imponierender Masse
auf, wie wohl niemand „vorher geahnt hatle. An dem von den Sozial-=
demokraten arrangierten Fesizuge beteiligten sich 16,000 Arbeiter, und kann
man sie auch nicht alle jener Parlei zugählen, so gehört derselben doch
unbedingt die größte Zahl an. Es erscheint demnach wohl zweifellos,
daß die Sozialdemokraten bei den Ende Juli abzuhaltenden Wahlen zur
zweiten Kammer einige der Mandate der Hanptstadt erringen werden, zumal
da ihnen hiefür die Hilfe der Liberalen zugefagt ist, wogegen sie sich dazu
verpflichtet haben, jene in anderen Wahlkreisen zu unterstützen. Die Liberalen
zeigten sich zum eistenmale öffentlich als organisierte, fest geschlossene Kertei.
Nach ungefährer Schähung nahm man an, daß sie gegen 6000 Mitglieder
zählen. Eine bedeutende Angahl derselben hatte Lishel der Rechten angehört.