Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1884. (25)

Dãuemark. (Aug. 0 — Ofkt. 6.) 3490 
Den Wahlen ging eine überaus heftige Agitation voraus: es verging fast 
kein Tag, wo nicht großße Vollsversammlungen, an welchen Tausfende von Men- 
schen aller Klassen teilnahmen, entweder in den Slädten oder auf dem Lande ab- 
#balten wurden. — Die Sozialisten erlassen infolge des Wahlergebnisses ein 
kanifest, worin hervorgehoben wird, daß „mit ihrem Sieg in Ropenhagen 
die dänische sozjialdemokratische Arbeiterpartei in eine neue politische Stellung 
eingetreten ist", welche größere Verantwortljchkeit mit sich führe und daran 
mahne, mit Klugheit, Ruhe und reiflicher Uberlegung zu handeln. Nach 
Versicherung des Vorstandes des „Sosialdemokratischen Bundes" findet sich 
nicht nur in Kopenhagen, sondern auch in Kreisen auf dem Lande eine zahl- 
reiche und gut organisierte sozialdemokratische Partei vor. Besonders hebt 
das Manifest in dieser Beziehung den zweiten Kreis des Amtes Aarhus, 
Heeie die Amter Kopenhagen und Holbäl hervor. Diefelbe Meinung macht 
latt „Sozialdemokraten" in einem seiner Wahlartikel geltend, worin 
% heibt „Wir gedenken nicht bei dem Resultate, die Wahl sozialdemokrati- 
scher Kandidaten in zwei Nopenhagener Kreifen durchgesetzt zu haben, stehen 
zu bleiben. Der Sozialiemus ist schon in verschiedenen Gegenden des Landes 
wurzelfest geworden, weßhalb es keiner großen Anstrengung bedarf, um dem- 
selben weitere Ausbreitung zu geben.“ 
6. August. In Skodborg bei Kopenhagen findet eine Feier 
zu Ehren des neuen norwegischen Staateministers Sverdrup statt. 
Dieselbe ist thatsächlich ein Verbrüderungsfest der Demokratie der 
drei fkandinavischen Reiche. 
An 600 Gäste, darunter 70 Reichs etagsmitglieder und einige schwedische 
Deputierte, haben sich zu dem Feste eingefunden. Die Toaste haben fast aus- 
nahmslos politischen Charalter und betonen die Gemeinsamkeit der Bestreb- 
ungen der Demokratie in den nordischen Neichen. Ein Toast des Follethings- 
Präsidenten Berg feiert Sverdrup als vieljährigen Führer der demokratischen 
Partei. In seiner Erwiderung beleuchlet Sverdrup den Sieg seiner Partei, der 
auf legalem Wege erzielt worden sei, und gibt der überzeugung Ansdruck, daß 
die freiheitliche Entwicklung immer weitere Fortschritte machen werde. Zwischen 
den drei nordischen Voölkern bestehe eine tief eingewurzelte, auf der Stammes- 
gemeinsamkeit basierende Zusammengehörigkeit, welche einen mächtigen Faktor 
in ihrem Leben bilde. Ferner toastiert man auf das demokratische nor- 
wegische Volk und auf die Verwirklichung des slandinavischen Einheits- 
gedankens. Dr. Verg gibt seinen Gefühlen für Nordschleswig und seiner 
Hoffnung auf dessen Wiedervereinigung mic Dänemark Ausdruck 
6. Oktober. Eröffnung des Reichstags. Thronrede des Königs. 
Das bisherige Präsidium wird wiedergewählt und darauf der Reichs- 
tag auf vier Wochen vertagt. 
In der Thronrede jagt der König: „Mit tiefer Trauer begrüßen wir 
heute den Reichstag auf einer ungewohnten Stelle, weil die alte Königsburg, 
in der sich Ubrber des Volkes Anserwählte versammelten, in Trümmern liegt. 
Das neue Unglück, wodurch unser hart geprüftes Vaterland heimgefsucht ist, 
stimmt zum ernstesten Nachdenken. Weit entfernt, uns den Mut z nehmen, 
soll es eine kräftige Aufforderung sein, einmütig für alles zu arbeiten, was 
dazu dienen kann, das geistige und materielle Wohl des Landes und des 
Volkes zu fördern. Vor allen Dingen legen wir dem Reichskag ans Har 
durch zweckmäßige Veranstaltungen zur Verteidigung des Landes für die 
Sicherung der Selbständigkeit desselben Sorge zu tragen. Dann wird das
	        
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