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Volk getrost der Zulunft entgegensehen, und die übrigen Bestrebungen für
die Förderung der Wohlfahrt und der gedeihlichen Entwicklung des Gemein-
wesens werden dann auch, wie man erwarten darf, einen glücklichen Fort-
gang nehmen. Indem wir Goktes Segen über Volk und Vaterland herab-
Hleben. erklären wir hiemit die ordentliche Reichstagssession für eröffnet.“
Der Schloßbrand war sicherlich ein Unglück, ein großer Verlust, namentlich
für Kopenhagen, allein ein eigentliches Nationalunglück war er entschieden
nicht, weil durch ihn nichts verloren ging, was nicht — wenn auch mit
einigen Kosten — zu ersetzen wäre. Dagegen besteht doch nicht die mindeste
Verbindung zwischen dem Brande des Königsschlosses und einer neuen Um-
wallung Kopenhagens. Und nun kommt man mit diesem Projekt in einem
Augenblicke, wo man eher an alles andere denken sollte, als an diese aben-
tenerlichen Pläne, welche der Reichstag schon mehrfach, zum letztenmale erst
vor wenigen Monaten, unbedingt verworfen hat.
3. November. Wiederzusammentritt des Reichstags. Die Re-
gierung legt dem Folkething das Budget für 1885/86 vor.
Das Budget weist wie gewöhnlich nach, daß die däuischen Finanzen
sich in der blühendsten Verfassung befinden. Die Einnahmen sind zu
54,633,000 Kronen, die Ansgaben nur zu 52,787,000 Kronen angeschlagen,
so daß ein bedeutender überschuß verbleibt; dazu beträgt der Reservefonds
19 Millionen und der baare Kassenbestand nicht weniger als 47 ½ Mill.,
während die Staats schuld. die fast ausschließlich eine inländische ist, nur
197 Mill. ausmacht. Daß unter diesen Umständen alle öffentlichen Dui
tutionen reichlich bedacht werden, kann nicht wundernehmen; es fragt
aber, ob die zweite Kammer nicht bedeutende Abstriche machen werde. W
entschieden wird solches bei den Budgeks der Ministerien des Krieges und
der Marine geschehen, die zusammen sicht weniger als 718,653,000 Kronen,
also fast 36 Prozent des Ausgabebutgets, beansprucht haben. überdies
sind noch sehr bedeukende Forderungen für außerordentliche Verteidigungs-
anstalten, wie Festungsanlagen u. dgl., zu erwarten. Der Finanzminister
stellt ferner bei der Vorlage des Budgets in Aussicht, daß demnächst ein
Vorschlag über die anstatt des abgebrannten Schlosses aufmmführenden Neu-
bauten beim Reichstage werde eingebracht werden, sobald die Pläne Huuer
gestellt und die Voranschläge gemacht seien. Die Stimmung in der
position ist jedoch der Wiederaufführung des Schlosses als solchen —585
ungünstig.
9. November. Folkething: In der Opposition tritt eine ge-
wisse Spaltung ein, die jedoch nicht von entscheldender Bedeutung ist.
Nach einer langen Gärung und nach vielen unzweidentigen Vorboten,
wie widersprechende Wahlreden, zwiespaltige Wahlen und Gründung eines
Fraklionsblattes, hat die radikale Lirke sich in zwei Gruppen getrennt, deren
größere, 26 Mitglieder, unter Hörup steht, während die kleinere, 22 Mit-
glieder, von Berg geleitet werd. Allem Aunscheine nach hat der Niß
dch nach heftigen innern Parteikämpfen vollzogen. Als Hauptgrund der
Spaltung ist zunächst wohl der Umstand anzusehen, daß die Hörup'sche
Partei bei den innern Beratungen über die Berg'sche immer das übergewicht
hatte, wodurch Bergs Einfluß sehr beschränkt wurde. Der Grund der Tren-
nung ist also ein rein persönlicher, doch ist bei Berg anzunehmen, daß ihm
der bedingungslos trohige Widerstand des Nadikalismus nicht mehr behagt.
r hat sich nun den Gpeßigden unter dem Grafen Holstein-Ledreborg (23
Herhatn angesch beschlofsen, da er bei ihnen dasselbe Streben voraussehen darf,
das er am 3. ei seiner Präsidialrede als einzig gedeihlich bezei huel hat.