Bas deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Juni 17.—22.) 107
englischen Goldküstenkolonie soll entsprechend dem deutschen Vor-
schlage durch eine Linie gebildet werden, welche die streitige Land-
schaft Krepi in der Weise durchschneidet, daß der nördliche Teil
mit Kpandu an Deutschland, der südliche Teil mit Peki an Eng-
land fällt.
4) Deutschland überträgt England seine Schutzherrschaft über
Witu und Somaliland im Norden der englischen Interessen-
sphäre.
5) Deutschland gibt seine Zustimmung, daß England über
das Sultanat Sansibar mit Ausnahme des der Deutsch-Ostafri-
kanischen Gesellschaft verpachteten Küstenstrichs das Protektorat über-
nimmt.
6) England tritt vorbehaltlich der Ermächtigung des Parla-
ments an Se. Majestät den Deutschen Kaiser die Insel Helgo-
land ab. Für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und
der deutschen Zollgesetzgebung in Helgoland wird eine Frist ver-
einbart werden, auch soll den dermaligen Bewohnern während eines
bestimmten Zeitraums das Recht, für die englische Nationalität zu
optieren, gewährt sein.
7) Die übrigen auf koloniale Fragen bezüglichen Differenz-
punkte: Reklamation wegen der Aufbringung des Dampfers „Neera“,
Abgrenzung der Walfischbai, Reklamation gegen die Englische Niger-
gesellschaft u. s. w. werden, nachdem festgestellt ist, daß über die-
selben im Prinzip keine ernstlichen Meinungsverschiedenheiten be-
stehen, weiterer freundschaftlicher Verständigung vorbehalten.
8) Bis zum formellen Abschluß des gegenwärtigen Ueberein-
kommens, welches in kürzester Frist durch Notenaustausch geschehen
soll, wird keine Unternehmung in Afrika, welche sich mit den vor-
stehenden Verabredungen im Widerspruch befindet, von einer der
beiden Regierungen sanktioniert werden.
17. Juni. Prinzessin Viktoria von Preußen verlobt
sich mit dem Prinzen Adolf von Schaumburg-Lippe.
17. Juni. Der König stiftet eine neue Dekoration: das All-
gemeine Ehrenzeichen in Gold.
22. Juni. (Friedrichsruhe.) Eine Deputation von Ber-
liner Bürgern wird vom Fürsten Bismarck empfangen, um
eine Adresse mit ungefähr 30,000 Unterschriften zu überreichen.
Der Fürst äußert in Erwiderung auf die Ansprache des Baurats
Kyllmann: