142 Jos denische Reich und seine einzelnen Glieder. (Juni 24.)
Schlußfolgerung, daß ich nach dem, was dort geschehen ist, kommen könnte
zu einer Bewilligung von 19 Batterien auf unserer Seite. Nun, diese 19
Batterien könnte man allerdings herstellen aus der Ersparnis von 6000 Dis-
positionsurlaubern, aber nicht mehr.
Der Herr Abg. Windthorst sagt: wenn man etwas für notwendig
erkannt, soll man daran keine Sedingungen knüpfen, die das Notwendige
wieder aufheben. Gesetzt nun, ich erkenne diese Vermehrung der Artillerie
als notwendig an, ich unterwerfe mich dem technischen Urteil der Militär-
behörden, dann kann ich doch die Bedingung daran knüpfen, daß anderes,
minder Notwendiges als die Artillerie eingeschränkt wird, um das unbedingt
Notwendige durchfüyren zu können, daß bei anderen Einrichtungen des Heeres,
anderen Waffengattungen — wir haben das ja in der Kommission ange-
deutet, wenn es auch zu weit führen würde, hier weiter darauf einzugehen
— Ersparnisse gemacht werden. Glauben Sie im Ernste, daß, wenn es not-
wendig ist, diese 70 Batterien zu beschaffen, für die hier etwa 7 Millionen
bewilligt werden sollen, — daß diese Millionen nicht in dem großen Rahmen
des ordinären Militäretats von über 300 Millionen mit Leichtigkeit für die
Artillerie gefunden werden könnten, besonders bei solchen Waffengattungen,
die früher mehr bedeuteten, die aber in der neueren Zeit infolge der Ver-
änderung des Waffenwesens in ihrer Bedeutung eingebüßt haben, während
auf der anderen Seite die Artillerie an Bedeutung gewonnen hat —7
Was nun die finanzielle Seite der Maßnahme der 6000 Dispositions-
urlauber anbetrifft, so ist dieselbe noch unbedeutender als Erleichterung, wie
die Erleichterung der persönlichen Lasten, die in diesen 6000 Mann enthalten
ist. Ich kann das ja im Augenblick nicht ausrechnen, was 6000 Gemeine
weniger zu unterhalten im Jahr für eine Ersparnis macht; aber ich glaube
nicht, daß diese Ersparnis über 2 Millionen Mark hinausgeht — sie bleibt
vielleicht noch drunter. Die Ersparnis an diesen 6000 Mann ist nicht so
groß, wie die Ersparnis eines einzigen Monats längerer Rekrutenvakanz.
Denn selbst bei einem Rekrutenkontingent von nur 150,000 Mann würde
ein Monat Vakanz eine Ersparnis von über 12,000 Mann für das Jahr
bedeuten gegenüber den 6000 Mann, die hier in Frage find. Diese Vorlage
verlangt einen Mehraufwand von 18 Millionen. Wenn man, wie ich hoffe,
an den Unteroffizierprämien etwas abzieht oder sie überhaupt gar nicht be-
willigt, so kommt doch auf der anderen Seite hinzu die Steigerung der Zins-
last aus dem Extraordinarium, was die Vermehrung des Heeres mit sich
bringt. Es wird also immer der Aufwand auf 18 Millionen zu schätzen sein.
Eine Ersparnis von vielleicht 2 Millionen bedeutet also nur eine Ersparnis
eines Neuntels an der Mehrbelastung, die durch diese Vorlage bewirkt wird.
Nun, das ist doch in der That ein Tropfen auf den heißen Stein
unserer Finanzverhältnisse. Wer diese Finanzverhältnisse ungünstig ansieht,
wer nicht die Verantwortlichkeit für neue Steuern auf sich nehmen will, der
kann nicht einer Vorlage zustimmen um deswillen, weil sie finanziell durch
eine solche Konzession um 1 oder 2 Millionen leichter gemacht wird, als es
sonst der Fall wäre.
Der Herr Abg. Rickert hat ja ausführlich von den Erklärungen des
Herrn Reichsschatzsekretärs v. Maltzahn gesprochen. Der Herr Schatzfekretär
hat deutlich gesagt: Sie werden in der nächsten Session schon mit Steuer-
vorlagen ausreichend beschäftigt; er hat angedeutet neue Steuern, die not-
wendig würden sowohl in Preußen als hier im Reich; er hat aufgefordert,
wir möchten doch Artikel, auf die noch eine Steuer bequem gelegt werden
könnte, ihm namhaft machen, um seiner Phantasie zu Hilfe zu kommen.
(Heiterkeit.) Ja, leibhaftiger kann man doch nicht vorgemalt bekommen, was
uns bevorsteht. Es ist uns so schroff wie möglich zu Gemüte geführt wor-