Das dentsche Reich und seine einzelnen Elieder. (Okt. 17.—26.) 157
befürwortet wird, lehnt die Versammlung ab, nachdem sich Bebel
dagegen ausgesprochen hat.
Es wird ein Antrag Vollmars angenommen, wonach jede
seitens des Arbeitgebers gegen den Arbeiter bei Ausübung seiner
gesetzlichen Rechte vorgenommene Bedrohung unter Strafe gestellt
werden soll.
Der Antrag Liebknechts, das Parteiprogramm bis zum
nächsten Parteitage einer Revision zu unterziehen und dabei die
Religionsfrage, als eine Privatsache, völlig unberücksichtigt zu
lassen, wird angenommen.
Das von Auer entworfene Organisationsstatut der
Partei wird angenommen.
Die von einer Anzahl Berliner Parteigenossen unter Führung
Werners gegen die Reichstagsfraktion erhobenen Beschwerden wer-
den von der großen Mehrheit der Versammlung verworfen.
17. Oktober. Der „Reichsanzeiger“ meldet: Zwischen der
kaiserlichen Regierung und dem Sultan von Sansibar ist
ein Einverständnis dahin erzielt worden, daß der letztere sich ver-
pflichtet hat, seine Hoheitsrechte über den der Ostafrikanischen Ge-
sellschaft verpachteten Küstenstrich gegen eine Entschädigung von vier
Millionen Mark abzutreten.
20. Oktober. Unter Vorsitz des Staatssekretärs v. Bötticher
treten Bevollmächtigte der Bundesstaaten zusammen, um die Grund-
lagen für Verhandlungen über ein Zollbündnis mit Oester-
reich-Ungarn festzustellen.
23. Oktober. (Württemberg.) Der preußische General
v. Alvensleben wird unter verschiedenen Beweisen der Anerken-
nung des Korpskommandos enthoben und der württembergische Ge-
nerallieutenant v. Wölckern mit der Führung beauftragt.
26. Oktober. Graf Moltke feiert in Berlin seinen neun-
zigsten Geburtstag. Der Kaiser läßt für diesen Tag sämtliche
Fahnen und Standarten der Berliner Garnison in die Wohnung
des Feldmarschalls überführen und erscheint mit dem König von
Sachsen, den Großherzögen von Baden, Sachsen und Hessen, sowie
den Generalfeldmarschällen und kommandierenden Generalen zu per-
sönlicher Gratulation, welche er mit folgenden Worten darbringt:
Mein lieber Feldmarschall! Ich bin am heutigen Tage mit erlauchten
Herren und den Führern Meines Heeres gekommen, um Ihnen unsere herz-
lichsten und tiefgefühltesten Glückwünsche auszusprechen. Der heutige Tag
ist für uns ein Tag des Zurückblickens und vor allen Dingen ein Tag des