Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechster Jahrgang. 1890. (31)

Bie Gesterreichisch-Augzarische Monarchie. (Febr. 13.—20.) 191 
es zeigte sich im Laufe der Verhandlungen die Notwendigkeit, das 
ganze System der Personalsteuern fast durchgehends von Grund auf 
neu aufzubauen. 
13. Februar. Graf Hartenau, der das österreichische Staats- 
bürgerrecht erworben hat, wird vom Kaiser in Privataudienz em- 
pfangen. 
18. Februar. Tod des Grafen Julius Andrassy. 
18. Februar. (Wien: Abgeordnetenhaus.) Der Präsi- 
dent teilt den Tod des Grafen Julius Andrassy mit und widmet 
demselben einen warmen Nachruf, in welchem er des Verstorbenen 
hervorragende Stellung und große Verdienste um Kaiser und 
Staat, insbesondere aber seinen Anteil an dem Zustandekommen 
des österreichisch-deutschen Bündnisses unter lebhaftem Beifall des 
Hauses hervorhebt. Die Abgeordneten geben ihre Teilnahme durch 
Erheben von den Sitzen Ausdruck. 
18. Februar. (Pest.) Sämtliche Blätter würdigen in tief 
empfundenen Worten die großen Verdienste Andrassys um den un- 
garischen Staat und die Monarchie. Insbesondere heben die Zei- 
tungen die Begründung des deutschen Bündnisses hervor, welches 
die Frucht einer großdurchdachten, zielbewußten, Jahre hindurch 
mit ungewöhnlich großem Geschick verfolgten auswärtigen Politik 
gewesen sei. 
18. Februar. Der Kaiser richtet ein Handschreiben an die 
Gräfin Andrassy. 
19. Februar. (Prag.) In der Sitzung der Prager Handels- 
kammer erklären die deutschen Mitglieder, an den Bestrebungen 
zum allgemeinen Gelingen der Jubiläums-Ausstellung Böh- 
mens teilnehmen zu wollen. Die Kammer wählt 6 Deutsche und 
10 Tschechen in das Ausstellungskomitee. 
19. Februar. Die Leichenfeier für Graf Andrassy findet 
in Pest statt; auch der Kaiser nimmt daran teil. 
20. Februar. Die Jungtschechen beschließen eine Publi- 
kation, worin ausgeführt wird, 
daß der geschlossene Ausgleich als ein Privatabkommen einzelner Per- 
sonen, die dazu kein Mandat von der Bevölkerung gehabt hätten, die letztere 
nicht binden könne. Nachdem sodann mehrere Punkte der Vereinbarung als 
unannehmbar bezeichnet worden, wird das tschechische Volk ersucht, von sämt- 
lichen Abgeordneten die Niederlegung der Mandate zu verlangen, wobei sich 
die jungtschechischen Bolksvertreter ohne weiteres bereit erklären, sich einer 
neuen Wahl zu unterwerfen, vorausgesetzt, daß die Alttschechen das Gleiche 
thäten.
	        
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