194 Die Gesterreithis-Augmische Monarchie. (März 13.—21.)
an der Verteidigung des europäischen Friedens und am Dreibund;
er erwarte die Fortsetzung dieser Politik von der folgenden Regie-
rung und ein festes Zusammenhalten der Partei.
13. März. Der König nimmt die Entlassung Tiszas
an; Graf Szapary wird mit der Kabinetsbildung beauftragt.
14. März. Das offiziöse „Fremdenblatt“ spricht sich entschieden
gegen die Forderungen der Bischöfe aus.
17. März. Das neue Kabinet besteht aus den bisherigen
Ministern mit Ausnahme Tiszas und Telekys (Minister des In-
nern). Szapary übernimmt das Innere, an seiner Stelle Beth-
len den Ackerbau.
Abgeordnetenhaus: Graf Szapary entwickelt das Programm der
Regierung, welche stets auf dem Ausgleichsprogramm von 1867 stehe. Sie
halte fest an der seit dem Jahre 1878 befolgten äußeren Politik und an dem
Dreibund, was nicht allein im Interesse Oesterreich-Ungarns, sondern auch
aller beteiligten Mächte liege, nämlich Entwicklung des hergestellten Gleich-
gewichts. Sie werde eine vernünftige volkswirtschaftliche Politik und die
Aufrechterhaltung des gesetzlichen Verhältnisses mit Kroatien beobachten. Das
Heimatsgesetz abzuändern sei durch die veränderten Verhältnisse nicht not-
wendig. Er betone die strenge Beibehaltung der bisherigen liberalen Politik,
gestützt auf die gegenwärtige Mehrheit. Er fordere das ganze Haus auf, die
Würde des ungarischen Parlaments aufrecht zu erhalten, damit dessen Thätig-
keit eine patriotische, fruchtbringende sei.
17. März. (Rücktritt Bismarcks.) Der Kaiser richtet
ein Schreiben wärmster Anerkennung an Bismarck.
21. März. Die dem Kabinet Taaffe nahestehende „Presse“
spricht die feste Ueberzeugung aus, daß kein Personenwechsel in
Berlin das deutsch-österreichische Bündnis erschüttern könne.
„Deutschlands Bündnis mit Oesterreich-Ungarn war durch die allge-
meine Lage eine Notwendigkeit geworden und entspricht ebenso den vitalsten
Interessen beider Staaten in der Gegenwart wie den geschichtlichen Ueber-
lieferungen langer Jahrhunderte. Ja, man darf behaupten, daß gerade
jene Beunruhigungen, welche infolge von Bismarcks Rücktritt von Ost und
West her erfolgen werden, zur ferneren Festigung des Zwei-Kaiserbundes das
Ihrige beitragen dürften, und das Gleiche gilt von dem Verhältuis Italiens
zu seinen beiden Alliierten. Freilich dürfte es nach Abschluß dieser un-
vermeidlichen Uebergangsepoche wieder einmal von den Störenfrieden heißen,
daß sie das Böse gewollt und das Gute geschaffen, indem sie den Beweis von
der Notwendigkeit des Dreibundes und seiner Frieden erhaltenden Machtstel-
lung den beteiligten Völkern und Regierungen recht eindringlich und unwider-
legbar vordemonstrieren, und indem sie damit zugleich in augenfälligster weis
aller Welt offenbar machen, daß auch fürderhin und auf lange Zukunft
hinaus vom Deutschen Reiche in Sachen der großen auswärtigen Politik
jener Richtweg beschritten wird, welchen Fürst Bismarck gebahnt hat, daß
dieser Richtweg eingehalten werden muß, einfach deshalb, weil kein anderer
eingeschlagen werden kann und darf, ohne die Machtstellung des Reiches zu
stören und dessen Interessen zu gefährden, solange gleichzeitig zwei Gegner