204 FNie Gesterreichisch-Augarische Monarchie. (Juli 24.—Sept. Anf.)
Görz, Triest und Istrien wird aus politischen Gründen aufgelöst;
die Bildung ähnlicher Vereine unter anderem Namen nicht ge-
nehmigt.
Im Lauf des Juli wird die Agitation der Tschechen gegen
die Ausgleichsvorlagen immer heftiger und die Stellung der
Alttschechen dadurch gegenüber den Jungtschechen immer unhalt-
barer. Seitens der Stadt Prag wird in die Schulverwaltung als
angeblich deutscher Delegierter ein Renegat, Namens Heinrich, ge-
wählt, was auf deutscher Seite die höchste Erbitterung erregt.
24. Juli. Eine kaiserliche Verordnung befiehlt die Errichtung
einer theologischen Fakultät an der tschechischen Universität
Prag.
18. August. (Wien.) An der großen Parade zum Geburts-
tage des Kaisers nehmen zum erstenmal bosnisch-herzegowi-
nische Truppen teil. (Dieselben sind auf dem Seewege nach
Oesterreich befördert worden, weil Ungarn den Durchmarsch „frem-
der“ Truppen durch sein Gebiet für verfassungswidrig erklärt.)
24. August. (Wien.) Einer Anregung des Handelsministers
Marquis Bacquehem sprechen die österreichischen Eisenbahnver-
waltungen ihre grundsätzliche Bereitwilligkeit zur Einführung der
Alters= und Invaliditätsversicherung ihrer Arbeiter aus.
2. September. (Triest.) Infolge des wiederholt vorgekom-
menen Werfens von Petarden, die schwere Verwundungen von
Passanten zur Folge gehabt, verurteilt in der Municipaldelegation
der Vorsitzende Dompieri „das Werk einzelner Unbesonnener“, welche
wahrscheinlich nicht der Triester Gemeinde angehörten und auf diese
Weise ihren „Idealen“ zu dienen meinten, und beantragt, namens
der gesamten Bürgerschaft die lebhafteste Entrüstung über solche
verbrecherische Thaten auszudrücken, sowie der Familie des jüngst
hiebei schwer verwundeten Knaben eine Geldunterstützung zu spenden.
Der Antrag wird einstimmig angenommen.
4. September. (Triest.) Der politische Verein „Progresso“
wird aufgehoben.
Anfang September. Die volkswirtschaftliche Sektion des in
Wien tagenden Land= und forstwirtschaftlichen Kongresses
nimmt folgende Resolutionen an, welche für notwendig erklären:
1) Die Bildung einer mitteleuropäischen Zollliga; 2) Abmachungen
zwischen den Liga-Staaten behufs Ausschließung wechselseitiger Schädigung
durch die Frachttarifpolitik; 3) die Valutaregulierung in den Liga-Staaten;
4) die Wahl einer Kommission mit dem Recht der Kooptation behufs Bil-