206 Bie Gesterreichisch-Angerische Monarchie. (Okt. 2.—19.)
Oesterreich und dem König von Sachsen zur Jagd nach Steiermark.
Die Abwesenheit der Minister beim Empfang wird vom „Fremden-
blatt“ offiziös als der normalen Empfangsetikette entsprechend erklärt.
2. Oktober. (Budapest.) Im Abgeordnetenhause legt der
Finanzminister Weckerle das Budget für das Jahr 1891 vor.
Dasselbe enthält ordentliche Ausgaben in der Höhe von 342,571,190
Gulden, um 11,750,432 Gulden mehr als im Vorjahre, vorübergehende Aus-
gaben 8,130,672 Gulden, um 1,656,211 Gulden mehr als im Vorjahre,
Investitionen im Betrage von 11,781,737 Gulden, außerordentliche gemein-
same Ausgaben 6,520,944 Gulden. Die ordentlichen Einnahmen sind mit
363,490,338 Gulden eingestellt, um 15,355,418 Gulden höher als im Vor-
jahre, die vorübergehenden Einnahmen betragen 5,518,245 Gulden, um
1,653,427 Gulden weniger als im Vorjahre. Die Gesamtausgaben belaufen
sich auf 369,004,543 Gulden, die Gesamteinnahmen auf 369,008,583 Gulden,
es schließt also die Bilanz mit einem Ueberschuß von 4040 Gulden.
Die Schlußrechnungen für das Jahr 1889 schließen mit einem Ueber-
schuß von 7⅛ Millionen, während das Finanzgesetz für 1889 ein Defizit
von 6 Millionen in Aussicht nahm.
11. Oktober. Die von Oesterreich = Ungarn gegenüber
Serbien in den letzten Monaten verfügten Verkehrserschwerungen
werden wieder aufgehoben.
14. Oktober. (Niederösterreichischer Landtag) Der
Statthalter legt Gesetze, betreffend die Vereinigung mehrerer
Gemeinden und Gemeindeteile mit Wien, sowie darauf be-
zügliche Detailbestimmungen vor und erklärt:
Die Regierung will Wien von seinen Fesseln befreien und ihm das
Territorium geben, welches seiner weiteren Entwickelung den freiesten Spiel-
raum gewährt. Die Regierung widmet einen Teil der Linienwallgründe der
künftigen Stadtbahn; sie trachtet durch eine neue Bauordnung danach, daß
der Bau von Zinskasernen in einigen Teilen des neuen Territoriums ein-
gestellt werde und dafür Villen mit Gärten gebaut werden; sie hofft, daß
durch diese Umgestaltungen Tausende von Arbeitern und Gewerbetreibenden
Erwerb finden werden.
Mitte Oktober. Sitzungen der böhmischen Ausgleichs-
kommission. Beratung des Gesetzentwurfes über den Landes-
kulturrat.
18. Oktober. Der Antrag Schmeykal, die Beratung läng-
stens in acht Tagen zu beendigen und dann das Landtagskurien-
gesetz in Angriff zu nehmen, wird abgelehnt, und statt dessen der
Antrag Mattusch angenommen, das Landeskulturratsgesetz „schleu-
nigst“ zu erledigen.
19. Oktober. (Wien.) In allen Tramwayremisen, eine aus-
genommen, bricht der Streik aus. Infolge dessen wird der Verkehr
auf allen Tramwaylinien eingestellt.