Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechster Jahrgang. 1890. (31)

220 Grofbritennien. (Jan. 23.—29.) 
daß ohnedies die von der portugiesischen Regierung erteilten Versicherungen 
illusorisch sind, und Mr. Petre wird sich in Verfolg seiner Weisungen ge- 
nötigt fühlen, sich mit sämtlichen Mitgliedern der Gesandtschaft unverzüglich 
von Lissabon zu entfernen, falls er nicht eine befriedigende Antwort auf die 
vorhergehende Mitteilung heute nachmittag auf J. M. Schiff Enchantresfs 
in Vigo, das seiner Befehle harrt, empfängt.“ 
Der Gesandte empfängt dazu die Instruktion, er solle den 
portugiesischen Minister zu sofortiger Absendung drängen und bitten, 
daß ihm Abschrift davon gezeigt werde. „Falls dies nicht geschieht, 
betrachtet England Portugals Versicherungen als illusorisch.“ 
23. Januar. In einer zu Chester gehaltenen Rede bedauert 
Gladstone das gewaltsame Vorgehen Englands gegen Portugal 
und tadelt das Verfahren der Türkei in Kreta und Armenien. 
24. Januar. Unterstaatssekretär des Aeußern Fergusson 
erklärt in einer Rede vor seinen Wählern: 
daß Portugals Anspruch auf ein Schiedsgericht in Gemäßheit des 
Berliner Vertrages nicht haltbar sei, weil das Gebiet südlich vom Zambesi 
außerhalb des von diesem Vertrage behandelten Flächenraumes liege. Was 
die Hochlande von Schire betreffe, so befinde sich Portugal abermals im 
Unrecht, weil in den dem Berliner Vertrage angehängten Artikeln ein Schieds- 
gericht nur dort vorgeschrieben sei, wo es sich um die Anwendung des Frei- 
handelsprinzips handle, und dies sei offenkundig nicht der Fall in der Pro- 
vinz Mozambigque, innerhalb welcher, wie die Portugiesen behaupten, die 
Hochlande von Schire eingeschlossen seien. Aber wenn selbst ein Schieds- 
gericht angezeigt gewesen, habe Portugal zuerst dasselbe mißachtet, indem es 
das Gesetz in seine eigenen stäwe nahm. Ueberdies habe England einem 
Schiedsgericht nicht seine Zustimmung in dem Augenblick geben können, wo 
der Angreifer es an der Kehle gefaßt habe. 
24. Januar. Die „Times“ bespricht den Samoa-Vertrag 
in sehr beifälliger Weise; derselbe lege ein schönes Zeugnis für die 
Unparteilichkeit des Reichskanzlers in allem, was die deutsche Ko- 
lonialpolitik angehe, ab; der Vertrag löse die schwierige und delikate 
Frage und dürfe als ein Musterabkommen in seiner Art betrachtet 
werden; derselbe scheine auch England alles zu gewähren, was es 
in Samoa beansprucht habe. 
Vom 21.—25. Januar halten die Zweige der einheimischen 
Vereine eine Konferenz in Melbourne unter dem Vorsitze Sir 
John Brays, Präsidenten der südaustralischen Legislatur. Am 
Schlusse der Verhandlungen wird eine Resolution angenommen, 
welche erklärt, daß die Zeit für die Föderation der australi- 
schen Kolonien erschienen sei. Ferner wird der Plan einer Bun- 
desregierung mit definierten Gewalten erörtert und genehmigt. 
29. Januar. (Durham.) Eine Versammlung von Berg-
	        
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