Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechster Jahrgang. 1890. (31)

244 zrankreic. (Sept. 23.—Okt. 28 
Lavigerie zusammengetretene Antisklavereikongreß faßt mehrere 
Resolutionen: 
Hienach teilt sich der gesamte Antisklavereiverein in nationale Ko- 
mitees mit selbständiger Organisation und Thätigkeit. Der Kongreß rechnet 
vor allem auf friedliche Mittel, namentlich auf die moralische Wirksamkeit 
der Missionare. Die Nationalkomitees sollen die Opferwilligkeit der Leute 
und die Mitwirkung von Freiwilligen unter den von der Brüsseler Kon- 
ferenz ausgesprochenen Bedingungen anregen. Der Kongreß beschließt ferner, 
dem Wunsche Ausdruck zu geben, daß der Papst eine jährliche Sammlung für 
die Antiflavereibestrebungen anordne. Hierauf wird der Kongreß geschlossen. 
23. September. In Anlaß der Enthüllungen über seine Be- 
ziehungen zu Boulanger veröffentlicht der Graf von Paris 
ein Schreiben an den Senator Bocher, in welchem er sagt, 
er wolle bei seiner Abreise von Europa (nach Amerika) nicht unter 
dem Druck von Irrtümern und Verleumdungen bleiben, welche durch die 
jüngste Zeitungsfehde erzeugt worden seien. Er glaube, die Interessen der 
monarchicchen Sache in einem schwierigen Zeitpunkte richtig verstanden zu 
haben. Von der Republik verkannt, habe er die Waffen ergriffen, die sie 
ihm selbst geliefert habe; er bedauere nicht, sich derselben bedient zu haben, 
um die republikanische Partei zu zersplittern. Als Vertreter der Monarchie 
dürfe er keine Gelegenheit vorübergehen lassen, ihren Triumph vorzubereiten. 
Nie habe er einen anderen Zweck verfolgt, nie etwas anderes erstrebt, als 
was Frankreich selbst gewollt habe. Heute wünsche er nur, daß sich seine 
Freunde nicht durch gegenseitige Beschuldigungen aufhalten lassen, daß sie 
laut ihren Glauben an das monarchische Prinzip bestätigen, daß sie sich ver- 
einigen, um den Kampf fortzusetzen. Sie würden nur das Vertrauen Frank- 
reichs verdienen, wenn sie Vertrauen in sich selbst, in ihre gute Sache und 
in Gott hätten. 
Oktober. Mit dem König von Dahomey kommt eine 
Vereinbarung zu stande, welche bestimmt, daß der Besitz von 
Kotonu und das Protektorat über Porto Novo von Dahomey in 
Zukunft respektiert werde. Alle früheren Verträge bleiben in Kraft. 
Für die Abtretung der Zölle in Kotonn zahlt Frankreich dem König 
jährlich 20,000 Francs. (Der Admiral hatte als dritten Punkt 
in dem Friedensvertrage mit dem König von Dahomey die Ein- 
setzung eines französischen Residenten in Whyda und die Errichtung 
einer französischen Garnison daselbst verlangt; der König hatte dies 
jedoch abgelehnt.) 
28. Oktober. (Paris.) Die Hochzeit der Tochter des russi- 
schen Botschafters v. Mohrenheim mit einem Lieutenant De 
Seze findet statt. Eine größe Volksmenge begrüßt den Hochzeits- 
zug auf dem Hin= wie auf dem Rückwege mit Hurrarufen; vielfach 
hört man auch „Es lebe Rußland!“ „Es lebe der Botschafter!“ 
Es lebe Frankreich!“ rufen. — Der Bräutigam wird in diesem 
Anlasse zum Kapitän befördert.
	        
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