252 Slalien. (Zuli 14.—Sept. Mitte.)
nationaler Streitigkeiten durch Schiedsgerichte zu begün-
stigen. Der Ministerpräsident Crispi erklärt:
Niemand stimme dieser Initiative mehr zu als er; seit den drei Jahren,
welche er an der Regierung sei, habe er mit allen Mitteln den Frieden zu
sichern gesucht. Er nehme diese Gelegenheit wahr, um dem berühmten Staats-
mann zu danken, der erst vor wenigen Tagen seine friedlichen Tendenzen an-
erkannt habe. Leider dürfe man sich keine Illusionen machen; die Verhält-
nisse Europas seien im allgemeinen dem Frieden weniger günstig als die-
jenigen Amerikas. Er habe die Hoffnung, daß die Zukunft auf dem euro-
päischen Schiedsgericht beruhe. Für den Augenblick aber könne ein Staats-
mann nichts anderes thun, als von Fall zu Fall zu verhindern, daß der
Krieg ausbreche. Italien werde in alle Kongresse das Wort des Friedens
tragen, und wenn ein Krieg verhindert wird, werde er (Crispi) glauben,
strikte seine Pflicht erfüllt zu haben. Er bitte demnach die Kammer, die
Resolution Bonghis zu votieren, welche eine edle Hoffnung ausspreche, die
von der Zukunft verwirklicht werden werde.
Die Resolution Bonghis wurde hierauf unter wiederholtem
lebhaften Beifall einstimmig angenommen und die Kammer sodann
vertagt.
14. Juli. Der Senat genehmigt den Gesetzentwurf über die
„frommen Stiftungen“.
Ende Juli erregt die Auflösung des Vereines „Pro Patria“
in Triest die allgemeine Erbitterung der radikalen Partei gegen
Oesterreich. Behufs Demonstration wird bei der in Rom erforder-
lichen Nachwahl zur Deputiertenkammer der von Oesterreich gemaß-
regelte Journalist Barzilai als Kandidat aufgestellt.
10. August. (Rom.) Der Regierungskandidat Graf An-
tonelli, bekannt durch seine Thätigkeit in Abessinien, siegt nach
einem heftigen Wahlkampf über Barzilai.
22. August. Ein ministerielles Dekret vom 22. August schließt
die Vereine und Gesellschaften, die den Titel Peter Bar-
santi und Wilhelm Oberdank führen. Bei den Haussuchungen
werden im Hause Dominik Mancinis zwei gefüllte Bomben ge-
funden. Mancini wird verhaftet. (Die Vereine verfolgten sowohl.
irredentistische gegen Oesterreich gerichtete Bestrebungen als auch
revolutionäre gegen die Dynastie.)
2. September. Gegenüber den Kommentaren auswärtiger
Blätter über die Thatsache, daß König Humbert sich nicht zum
Stapellauf des Panzerschiffes „Sardegna“ nach Spezzia
begibt, wird offiziös versichert, daß der König niemals die Aksicht
hatte, diesem Stapellauf beizuwohnen, die daran geknüpften Fol--
gerungen also vollständig haltlos seien (vgl. Frankreich).
Mitte September. Der Minister der Finanzen Seis-